figure 1

Zumindest bis zu 80-Jährige mit frühem Brustkrebs profitieren von Bestrahlung.

© giocalde / Getty Images / iStock

Radiotherapie (RT) statt reiner Beobachtung verbessert nach brusterhaltender Operation (BEO) lokoregionäre Kontrolle, krankheitsfreies und auch brustkrebsspezifisches Überleben — das zeigte u. a. eine Metaanalyse von 2011. Seither ist eine adjuvante RT nach BEO Standard für Frauen mit frühem Brustkrebs. Wie sehr aber eine Patientin davon profitiert, hängt von ihren individuellen Risikofaktoren ab. Dabei ist fortgeschrittenes Alter eher beruhigend: Es senkt das Risiko für ein Rezidiv. Profitieren ältere Frauen daher überhaupt von einer adjuvanten RT? Frauen mit ER-positiven Tumoren offenbar nicht, wie Daten aus mehreren Studien zeigten. Deshalb empfiehlt das amerikanische National Comprehensive Cancer Network hier keine adjuvante RT mehr. Nun betrachteten Forscher retro spektiv 3.432 Frauen mit ER-negativem Brustkrebs (Stadium T1–2N0) der Medicare-SEER-Datenbank. 2.850 hatten nach BEO eine RT erhalten, die übrigen nicht. Im Vergleich zu Frauen ohne RT waren Patientinnen mit RT häufiger jünger als 75 Jahre (42 vs. 16 %), sie hatten häufiger T1-Tumoren (78 vs. 65 %), ein duktales Karzinom (91 vs. 88 %), einen Charlson-Deyo-Komorbiditätsindex von 0 (41 vs. 25 %) und eine Chemotherapie erhalten (29 vs. 12 %).

Die kumulative 5-Jahres-Inzidenz für eine Mastektomie lag für Patientinnen, die eine RT erhalten hatten, gegenüber solchen ohne Bestrahlung bei 4,9 versus 10,8 %, die kumulative Inzidenz für einen brustkrebsspezifischen Tod bei 8,3 versus 24,1 % (p < 0001). In einer multivariaten Analyse war der Verzicht auf eine RT ein unabhängiger Prädiktor für ein erhöhtes Mastektomierisiko (Hazard Ratio 2,33). Unter Frauen, die ≥ 80 Jahre alt waren, lag die Mastektomieinzidenz mit oder ohne RT bei 3,4 versus 6,9 %. Bei Frauen mit T1N0-Tumoren lag sie mit oder ohne Bestrahlung bei 5,3 versus 7,7 %.

Fazit: Eine adjuvante RT nach BEO bei älteren Frauen mit ER-negativem Brustkrebs im Stadium T1–2N0 reduziert die Inzidenz einer künftigen Mastektomie und eines brustkrebsbedingten Todes. Der Nutzen könnte aber für Frauen ab 80 Jahren und solche mit T1-Tumoren eher klein sein.