Eine postoperative RT der Brust nach brusterhaltender Operation verbessert lokale Kontrolle und Langzeitüberleben. Das optimale Timing ist allerdings unbekannt, und es gibt viele widersprüchliche Daten hierzu. Manche Studien ergaben selbst dann keinen negativen Einfluss, wenn die RT erst mit bis zu 20 Wochen Verzögerung begann. Jetzt liegen 16-Jahres-Langzeitdaten zweier randomisierter Studien der International Breast Cancer Study Group (IBCSG) vor, in denen der Einfluss des Timings auf Lokalrezidive und krankheitsfreies Überleben (DFS) genauer untersucht wurde.

Zwischen Juli 1986 und April 1993 erhielten 1.475 prä- oder perimenopausale Frauen mit nodal positivem Brustkrebs in der IBCSG-Studie VI 3 oder 6 Zyklen einer initialen Chemotherapie. In der IBCSG-Studie VII bekamen 1.212 postmenopausale Frauen mit nodal positiven Tumoren Tamoxifen für 5 Jahre und die Hälfte von ihnen darüber hinaus 3 Zyklen einer initialen Chemotherapie. Bei Patientinnen nach brusterhaltender Operation wurde die RT hinausgezögert, bis die initiale Chemotherapie beendet war. Im Rahmen der vorliegenden Analyse wurde das Timing der RT auf Basis der Daten von 433 Patientinnen in Studie VI und 285 Patientinnen in Studie VII verglichen. Endpunkte waren lokales und regionales Therapieversagen, das Auftreten von Fernmetastaen und DFS.

Unter den prä-/perimenopausalen Patientinnen der Studie VI gab es keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der DFS-Rate (nach 15 Jahren 48,2 % in der Gruppe 3-monatiger vs. 44,9 % mit 6-monatiger Chemotherapie; Hazard Ratio [HR] 1,12), ebenso wenig unter den postmenopausalen Patientinnen der Studie VII (15-Jahres-DFS-Rate: 46,1 % ohne vs. 43,4 % mit initialer Chemotherapie; HR 1,11). Die HR für das lokale Versagen betrug 0,94 in Studie VI und 1,51 in Studie VII. Für das Auftreten von regionalen oder Fernmetastasen lag sie bei 1,15 in Studie in VI bzw. bei 1,08 in Studie VII.

Fazit: Das Follow-up von mehr als 15 Jahren zeigt, dass es sinnvoll ist, die Bestrahlung erst dann beginnen zu lassen, wenn die Chemotherapie vollständig verabreicht worden ist. Der präventive Effekt einer längeren adjuvanten Chemotherapie scheint den Nachteil eines verzögerten Beginns der Radiotherapie wettzumachen.