Man geht davon aus, dass bei Patienten mit papillärem Schilddrüsenkarzinom postoperativ ein Risiko besteht, Lymphknotenmetastasen zu übersehen, wenn die Lymphknoten nur eingeschränkt untersucht wurden. Die Höhe des Risikos wurde bisher nicht objektiv quantifiziert, könnte aber nachfolgendes Management und Kontrolluntersuchungen beeinflussen.

In einer Studie wurden nun 78.724 Fälle von Patienten mit lokalisiertem, ≥ 1 cm großem papillärem Schilddrüsenkarzinom und einem oder mehreren untersuchten Lymphknoten nach Thyreoidektomie analysiert, die von 1998 bis 2012 in der US-amerikanischen Krebsdatenbank registriert worden waren. 38.653 (49,1 %) von ihnen waren nodal positiv und wurden zur Risikoabschätzung falsch-negativer Ergebnisse herangezogen. Die Wahrscheinlichkeit, mit der Patienten mit befallenen Lymphknoten fälschlicherweise als nodal negativ diagnostiziert wurden, lag bei 53 %, wenn nur ein einziger Lymphknoten untersucht wurde, und sank auf unter 10 %, wenn > 6 Lymphknoten untersucht wurden. Anschließend wurde die tatsächliche Prävalenz positiver Lymphknoten in der gesamten Studienpopulation in den Stadien T1b-4 mit 36,9–78,6 % berechnet; nach Berücksichtigung falsch-negativer Befunde war sie deutlich höher (47,1–98,4 %).

Zuletzt wurde errechnet, wie viele Lymphknoten man untersuchen muss, um einen übersehenen Lymphknotenbefall mit 90 % Sicherheit auszuschließen: Bei Patienten mit einer T1b-Erkrankung waren das 6, bei Patienten mit einer T2-Erkrankung 9 und bei denen mit einer T3-Erkrankung 18 Lymphknoten. Sensitivitätsanalysen ergaben, dass 3, 4 bzw. 8 Lymphknoten untersucht werden müssen, um eine vergleichbar verlässliche Beurteilung des Nodalstatus zu erzielen.

Fazit: Das Risiko für einen nicht erkannten Lymphknotenbefall ist bei Patienten mit papillärem Schilddrüsenkarzinom postoperativ vom Stadium des Primärtumors und der Anzahl untersuchter Lymphknoten abhängig. Chirurgen und Pathologen könnten diese Risikoabschätzung verwenden, um etwa das Lymphknotenfeld für eine Bestrahlung zuverlässig abzuschätzen.