Fatigue gehört zu den häufigsten Einschränkungen bei Langzeitüberlebenden eines HL und fällt umso mehr ins Gewicht, als das mediane Alter bei der Erstdiagnose bei 30 Jahren liegt und viele Patienten geheilt werden. Bisher liegen aber nur wenige prospektive Daten zu Inzidenz und Entwicklung einer Fatigue in Abhängigkeit z. B. von einer Baseline-Fatigue und dem Behandlungsverlauf vor. Einen detaillierten Einblick liefert die Analyse der Studien HD13–15 der German Hodgkin Study Group (GHSG), in denen 5.306 Patienten mit prognostisch günstigen bzw. ungünstigen Frühstadien oder fortgeschrittenem HL 2003–2009 in Chemotherapieregimen mit und ohne Radiotherapie behandelt worden waren. Von 4.215 dieser Patienten lagen Angaben zum Fatigue-Verlauf bis zu 5 Jahre nach Erstdiagnose vor.

Patienten mit bei Diagnose hoher Tumorlast hatten zu Therapiebeginn auch stärkere Fatigue (durchschnittlicher Score in HD13 30,8, in HD14 39,8, in HD15 49,0). Im Jahr 2 nach Therapieende betrugen die Fatigue-Scores 28,5, 28,8 bzw. 30,7 und im Jahr 5 lagen sie bei 30,8, 27,1 bzw. 28,2. Prädiktoren für eine Fatigue im zweiten und fünften Jahr waren Fatigue zu Therapiebeginn (p < 0,0001) und Alter (p < 0,0001), wobei vor allem über 50-Jährige konstante Fatigue-Level zeigten. Geschlecht sowie spezifische Baseline-Risikofaktoren ließen keinen zuverlässigen Schluss auf die posttherapeutische Fatigue zu, ebensowenig das Therapieregime.

Fazit: Eine Fatigue bei Diagnose bleibt häufig auch nach der HL-Therapie — unabhängig vom eingesetzten Regime — bestehen. Klassische Risikofaktoren für einen schlechteren Therapieverlauf eignen sich nur bedingt für die langfristige Vorhersage einer Fatigue.