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Bei Erwachsenen mit akuter lymphatischer Leukämie (ALL) ist die Prognose noch immer deutlich schlechter als bei Kindern. Das Antikörperkonstrukt Blinatumomab kann diese deutlich verbessern. Springer Medizin sprach mit Prof. Max S. Topp, Würzburg, über die ersten Ergebnisse der TOWER-Studie.
? Die TOWER-Studie wurde vorzeitig abgebrochen, warum?
Prof. Max S. Topp: In der TOWER-Studie wurde untersucht, ob mit Blinatumomab ein verlängertes Überleben (OS) bei einer rezidivierten oder refraktären ALL erreicht werden kann. Der Vergleichsarm war eine Standardchemotherapie [Topp MS et al. EHA. 2016;Abstr S149]. Die Studie wurde abgebrochen, weil in der vordefinierten Interimsanalyse ein klares Signal gesehen worden ist, dass in der Kohorte Blinatumomab in Bezug auf das OS der Standardchemotherapie überlegen ist.
? War das ein relevanter OS-Vorteil?
Topp: Für Patienten, die ein Rezidiv einer ALL haben, liegt das mediane OS in der Literatur bei knapp vier Monaten. Das wurde auch in dieser Studie bestätigt: Im Chemotherapie-Arm überlebten sie im Median etwa vier Monate. Bei mit Blinatumomab behandelten Patienten wurde das OS fast verdoppelt — auf 7,7 Monate. Das ist wirklich relevant für diese Patienten!
? Wie sicher ist Blinatumomab?
Topp: In der Studie war bei Therapie mit Blinatumomab eine Reduktion der für Patienten relevanten Grad-3/4-Ereignisse bezüglich der infektiösen Komplikationen und der schweren Hämatotoxizitäten gegenüber der Chemotherapie zu sehen. Das führte in der Regel dazu, dass wir die Patienten frühzeitig aus dem Krankenhaus entlassen konnten. Überraschend war, dass die für Blinatumomab beschriebene Neurotoxizität, die in der Phase-IIb-Studie noch bei 14–15 % in einem Grad 3/4 auftrat, in der Tower-Studie nur bei 8 % beobachtet wurde. Das liegt wahrscheinlich daran, dass man mehr Erfahrung gesammelt hat, wie man damit umgehen kann.
Blinatumomab kann außerdem ein Zytokin-Release-Syndrom auslösen. Die Rate schwerer Zytokin-Release-Syndrome liegt erfreulicherweise deutlich unter 10 %, wir reden jetzt über 2–3 %. Das ist sehr gut beherrschbar, weil ein Zytokin-Release-Syndrom berechenbar in den ersten zwei bis drei Tagen der Therapie auftritt und weil Blinatumomab eine kurze Halbwertszeit hat.
? Welchen Einfluss haben diese Ergebnisse für die Rezidiv-Therapie der ALL in der Praxis?
Topp: Für mich persönlich bedeutet ein so deutlicher OS-Vorteil in einer randomisierten Phase-III-Studie, dass Blinatumomab die Standardtherapie für Patienten im ersten Rezidiv bei einer ALL darstellt. Das gilt vor allem, weil für die Studie besonders schwer behandelbare Patienten ausgewählt wurden, etwa Patienten, die nach Stammzelltransplantation ein Rezidiv erlitten hatten.
Literatur
Das vollständige Interview lesen Sie hier: www.springermedizin.de/link/10627898
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Springer Medizin. Immuntherapie bei ALL mit relevantem Überlebensvorteil. Im Focus Onkologie 19, 72 (2016). https://doi.org/10.1007/s15015-016-2802-9
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