US-Onkologen um Stephen Hodi und Jedd Wolchok vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York postulierten nach klinischen Studien mit Ipilimumab, dass auch bei Pembrolizumab die Anwendung der RECIST-Kriterien nicht das ganze Bild des Ansprechens liefern. In der KEYNOTE-001-Studie mit 655 Melanompatienten prüften sie den Zusammenhang zwischen Gesamtüberleben und Ansprechen, beurteilt nach den RECIST-Kriterien (v1.1) bzw. den immunassoziierten Responsekriterien (irRC: immune-related response criteria, Version 2009).

Während es bei den RECIST-Kriterien z. B. als partielles Ansprechen gilt, wenn die Tumorlast um mindestens 30 % im Vergleich zur Ausgangssituation abgenommen hat, verlangen die irRC-Kriterien eine Abnahme von mindestens 50 %. Nach RECIST werden nur maximal 5 Target-Läsionen gefordert, nach den irRC-Kriterien 15. Nicht zuletzt erfolgt die Vermessung des Tumors nach RECIST nur längs, nach irRC-Kriterien dagegen auch anhand der kurzen Tumormessachse.

In der KEYNOTE-001-Studie waren 84 Patienten, die nur nach RECIST als progredient galten, nicht aber nach irRC-Kriterien. Bei ihnen betrug die Gesamtüberlebensrate nach zwei Jahren 37,5 % und war damit höher als bei den 177 Patienten, bei denen eine Krankheitsprogression anhand beider Kriterien gleichermaßen erkannt wurde (17,3 %). Hodi und Kollegen gehen davon aus, dass in der Studie durch Verwendung der RECIST-Kriterien der Nutzen von Pembrolizumab um ungefähr 15 % unterschätzt wurde. Es sei zu vermuten, dass die Patienten von der Immuntherapie auch dann noch profitierten, wenn bereits erste Zeichen einer radiografisch nachweisbaren Progression erkennbar seien, so die Ärzte. Die irRC-Kriterien könnten Therapeuten helfen, die Behandlung nicht vorzeitig abzubrechen.

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Bei der Immuntherapie des malignes Melanom sind möglicherweise andere Beurteilungskriterien als die RECIST-Kriterien relevant.

© Dr. Hans Schulz, Bergkamen

Fazit: In der retrospektiven Studie mit Melanompatienten wurde das Ansprechen unter Verwendung der traditionellen RECIST-Kriterien unterschätzt. Die Verwendung immunspezifischer Kriterien könnte das vielleicht künftig verhindern. Zuvor sind jedoch noch prospektive Studien erforderlich.