Niederländische Onkologen prüften deshalb in einer prospektiven Studie, wie sich die Muskelmasse während der Chemotherapie verändert und welchen Effekt das auf das Überleben hat. Mithilfe von Computertomografie(CT)-Aufnahmen des Abdomens in Höhe der Lumbalregion L3 ermittelten sie bei 67 Patienten mit metastasiertem Kolorektalkarzinom die Skelettmuskelmasse vor Therapiebeginn und nach median 78 Tagen.

Im Mittel waren die Teilnehmer 66,4 Jahre alt (63 % Männer). 78 % der Patienten erhielten eine Erstlinien-Chemotherapie. 66 % der Patienten erhielten eine Kombination aus Capecitabin und Oxaliplatin mit oder ohne Bevacizumab. Zu Studienbeginn waren 55 % übergewichtig, 8 % adipös. 57 % hatten einen niedrigen Skelettmuskelindex (SMI; Quotient aus Skelettmuskelfläche auf Höhe L3 und Körperlänge). Die Skelettmuskelfläche nahm bei beiden Geschlechtern innerhalb von drei Monaten um 6,1 % (p < 0,001) ab, entsprechend einer Gewichtsreduktion von 1,7 kg bei Männern und 1,1 kg bei Frauen. Median betrug das Gesamtüberleben (OS) bei Patienten mit Erstlinientherapie 17,5 Monate und bei Patienten mit einer Zweitlinientherapie 8,5 Monate.

Der Cut-off-Wert beim Muskelschwund betrug 9 %: Werte darüber waren im Vergleich zu niedrigeren Werten mit einem signifikant kürzeren OS assoziiert: Von den Patienten mit Muskelschwund ≥ 9 % lebten nach einem halben Jahr noch 33 % gegeüber 69 % der Patienten mit Werten < 9 %; nach einem Jahr waren es 17 % versus 49 % der Patienten. Der unabhängige Zusammenhang von Muskelschwund und OS war selbst dann sichtbar, wenn die Ärzte bei der Berechnung unter anderem Geschlecht, Alter, L-Lactatdehydrogenase(LDH)-Werte vor Therapie und die Tumorprogression bei der ersten CT-Evaluierung berücksichtigten (Hazard Ratio 4,47, 95 %-Konfidenzintervall 2,21–9,05; p < 0,01). Einen Zusammenhang zwischen niedrigem SMI vor der Therapie und Überleben entdeckten die Ärzte nicht.

Fazit: Bei Patienten mit einem metastasierten kolorektalen Karzinom ist Muskelschwund während der palliativen Chemotherapie mit einem verringerten Gesamtüberleben assoziiert. Bei mehr als 9 % Verlust an Muskelmasse leben die Patienten signifikant kürzer, wie die Ergebnisse der prospektiven Studie vermuten lassen.