Etwa jeder 4. Patient mit Kopf-Hals-Plattenepithelkarzinom ist > 70 Jahre alt. Komorbiditäten können hier eine optimale multimodale Therapie erschweren. In einer Auswertung der amerikanischen National Cancer Data Base wurde untersucht, ob ältere Patienten im Hinblick auf das Gesamtüberleben (OS) von einer Radiochemotherapie (RCT) im Vergleich zur alleinigen Bestrahlung profitieren.

Von 4.042 Patienten im Alter von > 70 Jahren mit nicht metastasierten Tumoren des Oropharynx, Larynx oder Hypopharynx (T3–4 oder N+) hatten 63 % eine RCT erhalten, 37 % eine alleinige Bestrahlung.

Nach medianem Follow-up von 19 Monaten war die nicht adjustierte Rate für das 2-Jahres-OS in der RCT-Gruppe signifikant höher als nach alleiniger Bestrahlung (55,0 vs. 35,1 %; p < 0,001), ebenso die Rate für das 5-Jahres-OS (30,3 vs. 15,2 %; p < 0,001). Auch in den multivariaten Analysen und nach Propensity Score Matching zeigte sich ein besseres OS nach RCT als nach alleiniger Bestrahlung. (Hazard Ratio [HR] 0,63; p < 0,001 bzw. HR 0,73; p < 0,001). Höheres Alter, zunehmende Komorbiditäten, Larynx- und Pharynxkarzinome sowie höhere T- und N-Stadien waren mit einem geringeren OS assoziiert.

Eine rekursive Partitionsanalyse ergab, dass die RCT bei Patienten mit einem längeren OS assoziiert war, die ≤ 81 Jahre alt waren, niedrige Komorbiditätsscores nach Charlson-Deyo (CD) aufwiesen und deren Tumor entweder als T1–2/N2–3 oder T3–4/N0–3 klassifiziert wurde. Bei Patienten im Alter von 71–81 Jahren verschwand dieser Vorteil jedoch in zwei Subgruppen: zum einen bei Patienten mit Tumorstadium T1–2/N1 und CD-Score 0–1 und zum anderen bei Patienten mit Tumorstadium T3–4/N1+ und CD-Score 1+. Bei Patienten im Alter von > 81 Jahren führte die RCT nicht zu einem längeren Überleben.

Fazit: > 70-jährigen Patienten sollte die RCT zur Behandlung eines Kopf-Hals-Plattenepithelkarzinoms nicht wegen des Alters vorenthalten werden. Vielmehr sollten zusätzliche Faktoren wie der Performancestatus und das Tumorstadium mit berücksichtigt werden.