Die disseminierte intravasale Gerinnung (DIG) tritt nicht nur bei soliden Tumoren auf, sondern auch bei akuter myeloischer Leukämie (AML). Bei AML fehlten bisher jedoch Daten zur Assoziation von DIG und Thromboembolien.
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Um diesen Zusammenhang zu überprüfen, bestimmten niederländische Wissenschaftler in einer großen Kohortenstudie bei jüngeren AML-Patienten (Alter: 18–65 Jahre) mehrere DIG-Parameter (D-Dimer, Prothrombinzeit, Antithrombin, Fibrinogen, Alpha-2-Antiplasmin, Thrombozytenzahl) sowie den DIG-Score gemäß International Society of Thrombosis and Haemostasis, bei dem Werte ≥ 5 einer offensichtlichen DIG entsprechen. Die Befunde sollten anschließend in einer anderen Kohorte bei älteren Patienten (> 60 Jahre) mit neu diagnostizierter AML validiert werden. Die Hypothese: Eine DIG bei Diagnose erhöht das Risiko für venöse und arterielle Thrombosen. 272 Patienten in der jüngeren Kohorte und 132 Patienten in der Validierungsgruppe gingen in die Auswertung ein. Die Bestimmung der DIG-Parameter erfolgte median 6 Tage vor Chemotherapiebeginn. Nicht alle Parameter konnten bei allen Patienten bestimmt werden. Kein Patient erhielt eine Gerinnungsprophylaxe.
Bei 8,7 % der jüngeren Patienten wurde eine Thrombose diagnostiziert (4,7 % venös, 4,0 % arteriell), 2,9 % erlitten eine Lungenembolie, 1,4 % eine Beinvenenthrombose und 0,4 % Thrombosen in den Armen. Unter den Patienten mit arteriellen Thrombosen hatten 1,4 % einen Herzinfarkt oder ein akutes Koronarereignis, 1,4 % einen ischämischen Schlaganfall, 0,4 % eine transitorische ischämische Attacke und 0,7 % andere arterielle thrombotische Ereignisse.
8,5 % der Patienten hatten einen DIG-Score ≥ 5, in der Validierungsgruppe waren es 6,3 %. Die Wahrscheinlichkeit für arterielle und venöse Thrombosen war bei solchen Scores im Vergleich zu Werten < 5 auf das mehr als Vierfache erhöht (Hazard Ratio [HR] 4,79, 95 %-Konfidenzintervall [95 %-KI] 1,71–13,45). Der DIG-Parameter mit dem stärksten Vorhersagewert war schließlich das D-Dimer (HR 12,3, 95%-KI 3,39–42,64). In der Validierungsgruppe lag die HR bei 7,82 (95%-KI 1,95–31,38). Das galt für D-Dimer-Werte > 4 mg/l im Vergleich zu Werten ≤ 4 mg/l.
Fazit: Bei AML-Patienten sind venöse und arterielle Thrombosen während der Induktionschemotherapie besonders häufige Komplikationen der Blutgerinnung. Stärkster Prädiktor für solche Komplikationen war in der aktuellen Studie ein erhöhter D-Dimer-Wert.
Literatur
Libourel EJ et al. Disseminated intravascular coagulation at diagnosis is a strong predictor for both arterial and venous thrombosis in newly diagnosed acute myeloid leukemia. Blood. 2016 Jun 28. [Epub ahead of print].
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Leiner, P. AML: Jeder Zehnte entwickelt Thrombosen. Im Focus Onkologie 19, 20 (2016). https://doi.org/10.1007/s15015-016-2769-6
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