_ Fies und außergewöhnlich, so lässt sich das Pankreaskarzinom apostrophieren. Fies ist dieser Tumor, weil er mit der nahezu niedrigsten onkologischen Überlebensrate überhaupt einhergeht. Außergewöhnlich — das zeigen jetzt Forscher am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) — ist die Anlage zur Metastasierung, bevor sich eine Zelle überhaupt maligne transformiert hat. Richtig gelesen: Das widerspricht der klassischen Vorstellung, der zufolge Tumorzellen erst bei Wachstum des Krebsherds durch aufeinanderfolgende Mutationen in die Lage versetzt werden, sich vom Tumor zu lösen, ihr Ursprungsgewebe zu verlassen und auf Wanderschaft zu gehen. Jörg Hoheisel und Mitarbeiter sind aber in Tumorzellen molekularen Veränderungen auf die Spur gekommen, an denen sich die Tendenz zur frühen Metastasierung festmachen lässt. Sie prüften, ob epigenetische Veränderungen die Produktion bestimmter regulatorischer mikroRNA beeinflusst. Testobjekte waren Proben mit normalem sowie chronisch entzündetem Pankreasgewebe (cePG; steigert das Tumorrisiko um das 15-Fache). Auffällig erschien mikroRNA192 — mit hohem Pegel in gesundem Gewebe und niedrigem Pegel im cePG. Anhand dieses mikroRNA-Spiegels vermochten die Forscher mit sehr hoher Sicherheit zwischen normalem und chronisch entzündetem Pankreas unterscheiden, ebenso zwischen gesundem Pankreas und Bauchspeicheldrüsenkrebs. Sie konnten auch den Zielmechanismus der 192er-RNA identifizieren: die Produktionsblockade proliferationsfördernder E-Cadherine [Botla SK et al. Cancer Res. 2016 May 23 (Epub ahead of print)].

figure 1

Strahlend schön zum Leuchten gebracht haben Heidelberger Wissenschaftler diese Pankreas-Tumorzelle (Zellkern blau, Zytoskelett rot).

© Nathalia Giese, Chirurgische Uniklinik HD