In der Studie 9902 der Radiation Therapy Oncology Group (RTOG 9902) sollten Patienten mit Hochrisiko-Prostatakarzinom (PSA 20—100 ng/ml und Gleason-Score ≥ 7 oder klinisches Stadium ≥ T2 und Gleason-Score ≥ 8) Bestrahlung und Androgensuppression mit oder ohne zusätzliche adjuvante Chemotherapie mit Paclitaxel, Estramustin und oralem Etoposid in 4 21-Tage-Zyklen erhalten, beginnend 28 Tage nach der Bestrahlung mit 70,2 Gy. Geplant war die Aufnahme von 1.440 Patienten, aber die Rekrutierung wurde wegen übermäßiger thromboembolischer Toxizität im Chemotherapiearm nach nur 397 Patienten beendet.

Bei keinem der Endpunkte wurde ein signifikanter Unterschied zwischen beiden Gruppen (ohne vs. mit Chemotherapie) erreicht. Die 10-Jahres-Rate der randomisierten Patienten betrug für das Gesamtüberleben 65 versus 63 % (p = 0,81), für biochemisches Versagen 58 versus 54 % (p = 0,82), für eine lokale Progression 11 versus 7 % (p = 0,09), für Fernmetastasen 16 versus 14 % (p = 0,42) und für das krankheitsfreie Überleben 22 versus 26 % (p = 0,61). Die häufigsten Ursachen für nicht Prostatakrebs-bedingte Todesfälle waren kardiovaskuläre oder respiratorische Ereignisse (50 %) und Lungenkrebs (21 %). Anzumerken ist, dass wegen Toxizitäten und der vorzeitigen Beendigung der Studie 33,5 % der Patienten nur 1—3 Zyklen und 25,5 % gar keine Chemotherapie erhielten.

Fazit: Bei Patienten mit Hochrisiko-Prostatakarzinom zeigt eine Chemotherapie zusätzlich zu Androgensuppression und Bestrahlung keine Vorteile, verursachte aber hohe Toxizität.