Bei Patientinnen mit einem östrogenrezeptorpositiven Mammakarzinom orientiert sich die Empfehlung für oder gegen eine adjuvante Chemotherapie derzeit an den klinisch-pathologischen Eigenschaften des Tumors. Doch einige Patientinnen sind damit möglicherweise übertherapiert, eine alleinige endokrine Therapie könnte für sie ausreichend sein. Aus früheren Studien weiß man, dass Genexpressionsanalysen zusätzliche Informationen bezüglich der Prognose liefern, unabhängig von den klinisch-pathologischen Eigenschaften des Tumors. Sie geben auch Hinweise auf den Nutzen einer adjuvanten Chemotherapie. Um Daten mit höherer Aussagekraft zu erhalten, wurde hierzu nun eine prospektive Studie durchgeführt, in die 10.253 Frauen mit hormonrezeptorpositivem, HER2-negativem Mammakarzinom (1,1–5,0 cm in der größten Ausdehnung oder 0,6–1,0 cm und intermediäres oder hohes Tumorgrading) ohne Lymphknotenbefall rekrutiert wurden. Alle mussten die Kriterien für eine adjuvante Chemotherapie (auf Basis klinisch-pathologischer Eigenschaften) erfüllen. Die Gewebeproben wurden einer Expressionsanalyse von 21 Genen (Oncotype DX) unterzogen, die einen Score für das Rezidivrisiko ergab. 1.626 Frauen mit sehr niedrigem Rezidivrisiko (Score 0–10 auf einer Skala von 0–100) erhielten nur eine endokrine Behandlung ohne Chemotherapie.

Nach 5 Jahren waren 93,8 % ohne eine invasive Erkrankung am Leben. Darüber hinaus waren 99,3 % der Patientinnen frei von Fernmetastasen und 98,7 % hatten weder Fernmetastasen noch lokoregionäre Rezidive. Die Rate für das Gesamtüberleben betrug 98,0 %.

Fazit: Bei einigen Patientinnen mit hormonrezeptorpositivem, HER2-negativem Mammakarzinom ohne Lymphknotenbefall kann man möglicherweise auf eine adjuvante Chemotherapie verzichten, selbst wenn sie auf der Basis klinisch-pathologischer Tumoreigenschaften die Kriterien für eine adjuvante Chemotherapie erfüllen. Voraussetzung ist, dass sie ein günstiges Genexpressionsprofil aufweisen. In der vorliegenden Studie blieben die Rezidivraten bei diesen Patientinnen sehr niedrig, auch wenn sie lediglich eine endokrine Therapie erhielten.

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