Die Hypogammaglobulinämie ist eine bekannte Komplikation bei chronischer lymphatischer Leukämie (CLL), aber ihre Prävalenz zum Zeitpunkt der CLL-Diagnose, ihre Assoziation mit neuen prognostischen Markern sowie der Einfluss auf die Prognose sind bisher nicht systematisch untersucht worden.
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In einer retrospektiven Studie wurde der Zusammenhang zwischen Hypogammaglobulinämie und neuen prognostischen Parametern bei 1.485 von Januar 1999 bis Juli 2013 an der Mayo-Clinic behandelten Patienten mit neu diagnostizierter CLL untersucht, bei denen das Serum-Immunglobulin G (IgG) zu Studienbeginn bestimmt worden war.
382 (26 %) der Patienten hatten eine Hypogammaglobulinämie mit einer medianen IgG-Konzentration von 624 mg/dl. Die übrigen 1.103 Patienten (74 %) hatten normale IgG-Spiegel (median 1.040 mg/dl). Patienten mit Hypogammaglobulinämie zum Zeitpunkt der Diagnose hatten häufiger ein fortgeschrittenes Rai-Stadium (III–IV; p = 0,001) und eine höhere Expression von α4-Integrin, bzw. CD49d (p < 0,001) als Patienten mit normalen IgG-Spiegeln.
Nach median 4,2 Jahren hatten 32 % der Patienten eine CLL-Therapie erhalten. Die mediane Zeit bis zur ersten Therapie war bei Patienten mit Hypogammaglobulinämie kürzer als bei Patienten mit normalen IgG-Spiegeln (3,8 vs. 7,4 Jahre; p < 0,001). Dennoch unterschied sich das mediane Gesamtüberleben der beiden Gruppen nicht signifikant (12,8 vs. 11,3 Jahre; p = 0,73). Die Assoziation zwischen Hypogammaglobulinämie und Überleben blieb unverändert, wenn der Grenzwert für den IgG-Spiegel von 767 mg/dl auf 500 mg/dl herabgesetzt wurde. Bei den 1.103 Patienten mit normalen IgG-Spiegeln zum Diagnosezeitpunkt, die keine CLL-Therapie bekamen, lag das Risiko einer erworbenen Hypogammaglobulinämie nach 5 Jahren bei 11 % und nach 10 Jahren bei 23 %. Ein nicht mutiertes IGHV(„immunoglobulin heavy chain variable“)-Gen und eine hohe CD49d-Expression waren bei diesen Patienten signifikant mit dem Risiko für die Entwicklung einer Hypogammaglobulinämie assoziiert (Hazard Ratio 1,9 bzw. 1,8).
Fazit: Eine Hypogammaglobulinämie liegt bei jedem vierten Patienten mit neu diagnostizierter CLL vor. Zudem entwickelt etwa ein Viertel der CLL-Patienten mit zum Zeitpunkt der Diagnose normalen IgG-Spiegeln im weiteren Verlauf der Erkrankung eine Hypogammaglobulinämie. Deren Vorliegen scheint das Gesamtüberleben jedoch nicht zu beeinflussen.
Literatur
Parikh SA et al. Hypogammaglobulinemia in newly diagnosed chronic lymphocytic leukemia: Natural history, clinical correlates, and outcomes. Cancer. 2015;121(17):2883-91.
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Neumaier, J. Hypogammaglobulinämie bei jedem vierten CLL-Patienten. Im Focus Onkologie 19, 24 (2016). https://doi.org/10.1007/s15015-016-2306-7
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