Allmonatlich erschüttern Medien und Meinungsbildner aufs Neue die Öffentlichkeit mit der abgründigen Perspektive: Teure neue Wirkstoffe steuern das Sozialsystem ins Verderben. Der Panikmache entgegensteuernd versuchen Gesundheitsökonomen, solche Aussagen zu objektivieren — indem sie die Qualität teurer Innovationen messen. Ein Ansatz hierfür sind die sogenannten QALY. Das steht für „Quality Adjusted Life Years“, zu deutsch etwa qualitätskorrigierte Lebensjahre. Die QALY errechnen sich aus dem arithmetischen Produkt zwischen Lebenserwartung und Qualität der verbleibenden Lebensjahre. Amerikanische Gesundheitsökonomen haben für das multiple Myelom sowie das Kolonkarzinom Therapieausgaben „QALYfiziert“ [Lakdawalla J et al. Health Aff (Millwood). 2015;34(4):555-61]. Das Ergebnis: Naturgemäß stiegen die Therapiekosten rapide an (Grafik). Aber gemessen an QALY hielt sich die Kosten-„Ausbeute“ — zumindest bis zum Jahr 2005 — einigermaßen konstant.

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Ja, dies zeigt die hier dargestellte Entwicklung der Kosten und qualitätsadaptierten Kosten für eine 24-wöchige Darmkrebsbehandlungzeigen. Aber, damit erkauft sich die amerikanische Gesellschaft immerhin besseres Überleben und höhere Lebensqualität der Patienten, gemessen an den sogenannten QALY.

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© Geld: dibrova / iStock

QALY der Wahl?

Obwohl es an alternativen Parametern mangelt, bewerten es viele als kritisch, QALY („Quality Adjusted Life Years“) zur Kosten-Nutzen-Bewertung heranzuziehen. Das gilt auch für Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission. Dem amerikanischen Gesundheitsportal „medscape“ sagte Ludwig letztes Jahr: „Das Kriterium QALY halte ich für nicht geeignet und würde von der Verwendung dieser Bezugsgröße in Deutschland eher abraten.“ Großbritannien verfährt anders: Dort gewährt der Nationale Gesundheitsdienst derzeit nur Therapien, die umgerechnet etwa 40.000 Euro pro QUALY kosten. Für alles, was teurer kommt, bedarf es Sondergenehmigungen. Konjunktur haben QALY in der Forschung: 1996 verzeichnete die Datenbank „medline“ 163 Einträge unter dem Suchbegriff QALY, im zurückliegenden Jahr — also knapp zwanzig Jahre später — waren es nahezu zehnmal so viele.