Um Patienten mit einem organbegrenzten Prostatakarzinom (PCa) und niedrigem Progressrisiko eine etwaige chirurgische Überbehandlung zu ersparen, empfehlen aktuelle Leitlinien die aktive Überwachung (AS) als erste Behandlungsstrategie. Studien bescheinigtem diesem Ansatz adäquate, mit denen einer definitiven Therapie vergleichbare onkologische Ergebnisse. Aspekte der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (HRQoL) sind daher bei der Therapieentscheidung wichtig. Für aktiv überwachte Niedrigrisiko-Patienten verschlechtert sich die physische HRQoL zwar nicht in dem Ausmaß wie für definitiv Behandelte. Demgegenüber können Ängste, die potenziell lebensrettende Therapie nicht erhalten zu haben, die mentale Gesundheit negativ beeinflussen. In ihrer Studie verglichen die Forscher prospektiv, mittels validierter Fragebögen HRQoL-Daten von Patienten mit Niedrigrisiko-PCa (klinisches Tumorstadium T1–T2a, Gleasonscore der Prostatabiopsien ≤ 6 und PSA-Spiegel < 10 ng/ml), die entweder radikal operiert oder aktiv überwacht worden waren. Von den 389 Patienten unterzogen sich 59 % einer radikalen Prostatektomie (RP). Die Patienten im AS-Arm (20 %) erhielten im ersten Jahr nach Diagnosestellung keine definitive Therapie und entweder den Eintrag „AS als Behandlungsstrategie“ in die Krankenakte oder mindestens einen PSA-Test bzw. wiederholte Biopsien binnen 18 Monaten.

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Aktive Überwachung beeinträchtigte die Sexualfunktion deutlich weniger als eine radikale Prostatektomie.

© Yuri A./panthermedia.net

Die RP führte zu allen Zeitpunkten zu signifikanten Einbußen der Sexual- und Blasenfunktion im Vergleich zur AS-Gruppe. Die Unterschiede zwischen beiden Gruppen hinsichtlich von Aspekten der geistigen Gesundheit waren nach 1 Jahr statistisch nicht signifikant.

Fazit: Die aktive Überwachung verschlechtert nach 3 Jahren nicht die geistige Gesundheit von Patienten mit Niedrigrisiko-Prostatakarzinom im Vergleich zur radikalen Prostatektomie. Erwartungsgemäß führt die chirurgische Option zu ungünstigeren HRQoL-Ergebnisse in den Punkten Blasen- und Sexualfunktion.