Der Wechsel von Tamoxifen zum Aromataseinhibitor Exemestan kann Patientinnen mit Brustkrebs, der Östrogenrezeptor (ER) α exprimiert, einen Überlebensvorteil bieten. Aber welchen Einfluss hat ein positiver ERβ1- oder ERβ2-Status? Die Frage war Gegenstand einer retrospektiven Analyse.
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Die Intergroup Exemestane Study (IES) aus dem Jahr 2004 belegte, dass der Wechsel von adjuvantem Tamoxifen zu Exemestan nach zwei bis drei Jahren einen Überlebensvorteil bieten kann. Unklar ist, ob alle Patientinen gleichermaßen profitieren. Ein guter Prädiktor für das Ansprechen auf eine adjuvante endokrine Therapie ist der Subtyp α des Östrogenrezeptors (ERα), die Rolle der ERβ1- und ERβ2-Subtypen hingegen ist völlig unklar — vor allem bei ERβ-positiven-Tumoren. Mit der PathIES-Studie wollte man das prognostische und prädiktive Potential der ERα1- und ERβ2-Expression beim primären Mammakarzinom prüfen. Für 1.256 Patientinnen (27 % der IES-Population) war die ERβ1- und ERβ2-Expression verfügbar. Diese wurden bei einem medianen IHC(immunohistochemischen)-Score dichotomisiert: Demnach galten ein ERβ1-Status von ≥191 und ein ERβ2-Status von ≥164 als hoch. Weder ERα1 noch ERβ2 waren in der gesamten Kohorte mit dem krankheitsfreien (DFS) oder dem Gesamtüberleben (OS) assoziiert. Bei Patientinnen, die kontinuierlich Tamoxifen erhielten, war eine hohe ERα1-Expression im Vergleich mit einer niedrigen allerdings mit einem besseren DFS verbunden (Hazard Ratio [HR] 0,38; p = 0,001). In der Niedrig-ERα1-Subgruppe war dagegen das krankheitsfreie Überleben unter Exemestan länger (HR 0,40; p = 0,01). Für die ERα2-Expression wurde kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen gefunden.
Fazit: Patientinnen, deren primäre Mammarkarzinome ERα exprimieren, profitieren offenbar nur dann von einem Switch von Tamoxifen zu Exemestan, wenn zugleich die ERα1-Expression niedrig ist. Bei hoher ERα1-Expression scheint dagegen nach zwei- bis dreijähriger Tamoxifen-Therapie ein Wechsel zu Exemestan günstig zu sein. Offenbar sensitiviert ERα1 Zellen für Tamoxifen; doch die mechanistischen Gründe sind unklar. ERβ2 hatte in dieser Studie keinerlei Einfluss auf das Überleben. Bevor die Ergebnisse eine bessere Selektion postmenopausaler Patientinnen für eine adjuvante endokrine Therapie ermöglichen, ist allerdings noch eine unabhängig Validierung nötig.
Literatur
Speirs V et al. Prognostic and predictive value of ERα1 and ERβ2 in the Intergroup Exemestane Study (IES)first results from PathIES†. Ann Oncol. 2015;26(9):1890–7.
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Berndt, C. Östrogenrezeptor-Analyse bei Brustkrebs. Im Focus Onkologie 18, 34 (2015). https://doi.org/10.1007/s15015-015-2141-2
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