In den Studien ABC-02 und BT-22 hatten hatte die Addition von Cisplatin zu Gemcitabin (CisGem) Gesamt- (OS) und progressionsfreien Überleben (PFS) gegenüber Gemcitabin (Gem) allein verbessert. Derzeit werden weitere Schemata in klinischen Studien überprüft. Dabei fokussiert man zunehmend auf klinische oder molekulare Prädiktoren für eine adäquate Patientenstratifizierung. Bisher standen hier ECOG-Performance-Status oder Karnofsky-Index zur Verfügung. Als weiterer prognostischer Faktor kommt das Verhältnis von Neutrophilen zu Lymphozyten (NLR) in Frage, da die chronische Entzündung bei diesem Karzinom eine wichtige Rolle spielt. Die in einer einfachen Rechenoperation abgeleitete NLR (dNLR) ist ein studiengeprüfter Prädiktor bei verschiedenen Tumoren.

In einer Post-hoc-Analyse von ABC-02 und BT-22 wurde nun untersucht, ob sich damit Patienten selektieren lassen, die von der Kombination CisGem profitieren. Insgesamt ließen sich von 462 Patienten die Zahl der Lymphozyten (WBC) sowie die absolute Zahl der Neutrophilen (ANC) ermitteln. OS und PFS waren eng mit dem dNLR zu Studienbeginn assoziiert (OS: Hazard Ratio [HR] 1,62, 95 %-Konfidenzintervall [95 %-KI] 1,32–2,01 bzw. PFS: HR 1,40, 95 %-KI 1,13–1,72). Nicht ganz so eindeutig war die Assoziation zwischen einem dNLR < 3 und einem verbesserten Gesamtüberleben durch Zugabe von Cisplatin. Statistisch signifikant war der Zusammenhang lediglich in der größeren europäischen ABC-02-Studie.

Fazit: Möglicherweise lässt sich anhand des dNRL-Wertes abschätzen, ob ABC-Patienten von Cisplatin deutlich profitieren. Auch bei weiteren Studien könnte dieser Parameter als Auswahlkriterium hilfreich sein.