Um Charakteristika, Entstehung und Prognose der t-MN besser zu verstehen, erfasste das Italian Network on Secondary Leukemias die Daten von 277 erwachsenen t-MN-Patienten (104 retrospektiv, 173 prospektiv; 157 AML, 120 MDS). Primärdiagnose war bei 111 Patienten eine hämatologische Neoplasie (70 Hodgkin-Lymphome [HL], 18 Non-Hodgkin-Lymphome [NHL], 12 multiple Myelome [MM] und 6 chronische lymphatische Leukämien [CLL]) bei 155 ein solider Tumor (43 % davon ein Mammakarzinom) und bei 11 eine Autoimmunerkrankung. Primär waren die Patienten mit Strahlentherapie (RT, n = 43), Chemotherapie (CT, n = 133) oder Radiochemotherapie (RCT, n = 101) behandelt worden. Das Intervall zwischen Primärtherapie und t-MN betrug median 5,7 Jahre, bei einer alleinigen Strahlentherapie war es mit 11,2 Jahren signifikant länger als nach CT oder RCT (7,1 Jahre, p = 0,0005). Eine Kombination aus Alkylans und Topoisomerase-II-Hemmer verkürzte die Latenzzeit im Vergleich zu einem Alkylans alleine von 8,4 auf 6 Jahre (p = 0,02).

Das Überleben aller Patienten mit t-MN betrug ab Diagnose median 14,8 Monate und wurde durch die Therapie entscheidend beeinflusst. Am längsten überlebten mit 58,8 Monaten Patienten nach allogener Stammzelltransplantation gegenüber 12,1 Monaten nach anderen Therapien (p < 0,0001). Entscheidenden negativen Einfluss hatte auch ein ungünstiger Karyotyp (Hazard Ratio 0,447 gegenüber günstig/intermediär; p < 0,0001) und ein höheres Alter (> 60 vs. ≤ 60 Jahre) — ähnlich wei bei der De-novo-AML — sowie eine Anämie.

Fazit: Die Therapiestrategie sollte bei jüngeren Patienten mit t-MN nicht auf die klassische CT verzichten und auch eine allogene Stammzelltransplantation in Erwägung ziehen.