Kardiologische Probleme bei Kindern zu erkennen ist nicht einfach. Welche Symptome gehören zu welcher Krankheit und welche Red Flags gibt es?

Die Red Flags in der kardiologischen Diagnostik präsentierte PD Dr. Christian Paech, Herzzentrum Leipzig, Universitätsklinik für Kinderkardiologie: Sie umfassen Synkope/Präsynkope, Thoraxschmerz, Dyspnoe, positive Familienanamnese, Leistungsknick und neues Herzgeräusch.

Thoraxschmerzen seien bei Kindern häufig und meistens harmlos. Sie können aber das Hauptsymptom einer seltenen und lebensgefährlichen Herzerkrankung darstellen, so der Referent. Das initiale Screening bei Thoraxschmerzen besteht aus Anamnese, körperlicher Untersuchung und EKG. Besonders wiederkehrende Bewusstlosigkeit in Kombination mit Thoraxschmerzen sollten hellhörig machen, wie der Experte an einem Fallbeispiel demonstrierte.

Synkopen treten selten vor dem zehnten Lebensjahr auf, Mädchen sind dabei häufiger betroffen. Die Prognose ist gut, Rezidive bis zum 21. Lebensjahr häufig. Ursachen umfassen Orthostase/Kardioinhibition (> 10 Jahre) und einen Affektkrampf (< 10 Jahre). Synkopen sind häufig, die Leitlinie empfiehlt eine Basisdiagnostik aus Anamnese, klinischer Untersuchung, Bestimmung der Vitalparameter, 12-Kanal-Ruhe-EKG und Blutdruckmessung in Ruhe. Die Red Flags in der Anamnese oder bei der Synkope sind unter anderem:

  • Keine Prodromi, akut auftretende Palpitationen, Brustschmerzen, Atemnot,

  • Zeitpunkt der Synkope: während körperlicher Belastung oder im Liegen,

  • Bekannte Herzfehler, Arrhythmie oder sonstige Herzerkrankung, Hinweise auf aktuelle Herzerkrankung,

  • Familienanamnese: plötzlicher/ungeklärter Tod/Unfälle beziehungsweise Herztod vor dem 40. Lebensjahr.

Genetische Arrhythmiesyndrome

Sehr selten treten genetische Arrhythmiesyndrome auf. Sie stellen Ionenkanalerkrankungen dar und beeinflussen das Aktionspotenzial. Das führt zu einer elektrischen Instabilität und unter bestimmten Umständen zum Auftreten von Herzrhythmusstörungen, zum Teil auch zum plötzlichen Herztod. Die Betroffenen sind asmyptomatisch, bis die Herzrhythmusstörungen auftreten. Die Synkope ist häufig das einzige Symptom, hinweisend sind oft nur Triggerfaktoren. Die Behandlung erfolgt mittels Kardioversion beziehungsweise Defibrillation.

Der Referent ging weiters auf das Brugada-Syndrom ein, die vor dem zehnten Lebensjahr praktisch keine Rolle spielt. Klinisch präsentiert sich das Syndrom als Synkope durch ventrikuläre Herzrhythmusstörungen. Im EKG zeigt sich ein atypischer Rechtsschenkelblock (spontan oder nach Provokation durch Natriumkanalblocker). Trigger umfassen Fieber, typisch sind Episoden in der Nacht. Die Diagnostik beinhaltet Genetik, Anamnese und einen Ajmalin-Test.

Letalität bis zu 50 %

Die Catecholamin sensitive polymorphic ventricular tachycardia (CPVT) ist eine genetische Arrhythmie, die nur bei Kindern auftritt. In Ruhe ist das EKG normal, bei Belastungen werden bestimmte Formen von Extraschlägen oder Kammertachykardien sichtbar. Auslöser sind physischer und psychischer Stress. Unbehandelt verläuft die Erkrankung bis zum 18. Lebensjahr in 30-50 % tödlich - die CPVT weist damit die höchste Letalität der genetischen Arrhythmien auf. Die akute Therapie besteht aus Sedierung, Defibrillation und der Gabe von Betablockern. Die chronische Behandlung umfasst Betablocker, Flecainid, Sympathektomie und implantierbare Defibrillatoren.

Kongress der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Hamburg, 20.-23.September 2023