Angststörungen und Depressionen sind häufige Komorbiditäten bei einer ADHS. Eine Auswertung von Krankenkassendaten zu den medizinischen Gesamtkosten bei ADHS und wichtigen Komorbiditäten ergab, dass etwa 22 % der Kinder mit einer ADHS zusätzlich unter einer Angststörung litten [Libutzki B et al. Eur Psychiatry. 2019; 58:38-44]. Dabei liegt der Altersmedian des ersten Auftretens von Angststörungen bei 13 Jahren [Beesdo K et al. Arch Gen Psychiatry. 2010; 67(1):47-57]. Somit sei davon auszugehen, dass eine bestehende ADHS für komorbide Angststörungen prädisponiere, wird Prof. Peter Greven, Berlin, in einer Mitteilung von Medice zitiert. Bei Depressionen sei der Unterschied zwischen Kindes- und Erwachsenenalter noch auffälliger, wobei das erste Auftreten typischerweise auch später in der Lebensspanne liege. Zudem gebe es eine Überlappung zwischen Angsterkrankungen und Depressionen. Bei vorbestehenden Angststörungen setzt die Depression früher ein, häufig in Verbindung mit einem höheren Schweregrad sowie einer vermehrten Suizidalität, erklärte Greven.

Die Behandlung von Angststörungen im Kindes- und Jugendalter erfolgt überwiegend über Psychoedukation und kognitive Verhaltenstherapie, wobei laut Greven eine Exposition wesentlicher und unverzichtbarer Bestandteil ist. Eine gute Wirksamkeit wird für selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer und - etwas weniger - für Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer beschrieben, wobei letztere für diese Indikation nicht für Kinder und Jugendliche zugelassen sind. Greven betonte, dass die Behandlung des einen Störungsbildes Einfluss auf die Symptomatik des anderen haben könne. Angstsymptome könnten Folge einer ADHS sein - die Differenzialdiagnostik sei oftmals komplex. Welches Störungsbild zuerst behandelt werden sollte, müsse im Einzelfall entschieden werden.

Nach Informationen von Medice