Multiresistente Erreger werden mehr und mehr zum Problem. Das Netzwerk Junge Infektionsmedizin - jUNITE setzt hier auf ein gut funktionierendes Diagnostic Stewardship. Wichtig ist dabei die Kommunikation zwischen Praxis, Klinik und Laboren sowie eine leichte Umsetzbarkeit im Alltag.

Wie lässt sich der "stillen Epidemie", der Zunahme multiresistenter Erreger, begegnen? Ist das Antibiotic Stewardship (ABS), also der rationale Einsatz von Antibiotika in Praxis und Klinik, mittlerweile gut verankert, setzen junge Infektionsmedizinerinnen und -mediziner noch einen Schritt davor an: Der Entstehung von Resistenzen wirke man am besten schon mit einer gut gewählten Diagnostik entgegen - mit "Diagnostic Stewardship". Davon ist das Netzwerk Junge Infektionsmedizin - jUNITE überzeugt.

"Es handelt sich hier um einen noch relativ jungen Bereich in der Infektionsmedizin", erläutert jUNITE-Vorstand Dr. Sophie Schneitler. Das Diagnostic Stewardship habe zum Ziel, Strategien zur verbesserten infektionsmedizinischen Diagnostik zu entwickeln. "Somit können klinische Ergebnisse und die nachfolgenden Therapien optimiert werden", sagt Schneitler, die Leiterin der Ambulanz für Reise- und Tropenmedizin und Oberärztin am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene am Universitätsklinikum des Saarlandes. Abgedeckt würden alle drei Bereiche der Diagnostik: die Präanalytik, die Analytik wie auch die Postanalytik.

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© Uwe Anspach / picture alliance

Blick in ein Heidelberger Labor: Nicht selten werden Proben auf dem Weg in das Labor falsch gelagert.

Rücksprache schon vor der Probennahme

Wichtig ist dabei, dass die Diagnostik für Praxen und Kliniken alltagstauglich bleibt, am besten sogar zu Zeitersparnissen führt. Dreh- und Angelpunkt dafür sei die Kommunikation, betont Dr. Anna Schwabe. Die Internistin, die sich ebenfalls bei jUNITE engagiert, absolviert aktuell eine Weiterbildung zur Fachärztin für Hygiene und Umweltmedizin am Institut für Hygiene und Public Health des Universitätsklinikums Bonn. "Es kann sich zum Beispiel auszahlen, noch vor der Probenabnahme Rücksprache mit der Mikrobiologie zu halten, um zu entscheiden, welches Material zu welchem Zeitpunkt abgenommen werden soll und wie dringlich die Probenanforderung ist", erläutert sie.

So banal es klingt, aber der kurze Dienst- und Informationsweg kann dafür sorgen, dass erste diagnostische Informationen dann auch schneller bei den behandelnden Ärztinnen und Ärzten sind. "Ganz einfach, weil gegebenenfalls die Möglichkeit besteht, bei Zeitdruck andere Tests einzusetzen."

Typische Fehler vermeiden

Die Labore sollen aber generell mehr Unterstützung leisten. "Dies sollte natürlich digital umzusetzen sein, etwa im Rahmen von innovativer Laboranforderungssoftware, in der modifizierte Checklisten enthalten sein können", so Schneitler. So sollen auch Fehler im Verlauf der Diagnostik vermieden werden. Diese passierten am häufigsten in der Präanalytik. Typische Beispiele seien die Verwendung eines falschen Röhrchens, des falschen Probenmaterials oder Fehler bei Probenlagerung und Transport. Am zweithäufigsten komme es zu Fehlern in der postanalytischen Phase, etwa aufgrund falscher Befundinterpretationen.

Damit es an der Schnittstelle Praxis/Klinik und Labor nun künftig besser läuft, hat jUNITE eine berufsübergreifende, bundesweite Umfrage gestartet, an der bis Ende Juli teilgenommen werden kann. Diagnostic Stewardship betreffe nicht nur ärztliches Personal, sondern all diejenigen, die mit der Probennahme von infektiologischem Material befasst sind und jene, die die Proben weiterverarbeiten, stellt Schwabe klar. Ziel sei es, Strategien zur Verbesserung der Anforderung und Umsetzung der Diagnostik zu formulieren.

Erste Zwischenergebnisse wollen die beiden noch nicht nennen. "Wir möchten eine repräsentative Umfrage erhalten, weswegen wir aktuell noch in der Phase der Teilnehmerrekrutierung sind", sagt Schneitler.

Hier geht es zur Umfrage: https://go.sn.pub/CrYjVN