Dieses schmale Bändchen von Bodo Niggemann will weder das Thema "Heilkunst" erschöpfend behandeln noch sich an eine einzige Gruppe im Gesundheitswesen wenden. Mit persönlichen Erfahrungen und Tipps aus seinem langjährigen Berufsleben als Kinderarzt und Hochschullehrer wendet sich der Verfasser vielmehr an Studierende der Medizin, junge Ärztinnen und Ärzte und interessierte Laien.

In den oft kurzweiligen und bisweilen humorvoll formulierten Kapiteln behandelt der Autor Themenfelder wie das "Ärztliche Erstgespräch", die "Diagnostik" sowie "unterschiedliche Therapeuten und Therapien". Veranschaulicht durch viele Beispiele spricht er sich dafür aus, den Fragen und Sorgen der Patienten mit ausreichend Zeit, Empathie und Demut zu begegnen. Eine gelungene Kommunikation sei sowohl auf Seiten des Arztes als auch des Patienten mit der Fähigkeit verbunden, mit einer möglichst partnerschaftlichen konstruktiv-kritischen Herangehensweise zuhören zu können.

figure 1

Bodo Niggemann, Jan Tomaschoff

Heilkunst?

Spica, Blumenholz 1. Auflage, 2022, 17,70 €

ISBN: 978-3-98503-053-8

Die Phasen der ärztlichen (Un-)Sicherheit

Niggemann hebt ärztliche Handlungen hervor, die scheinbar selbstverständlich sind, die aber (auch aus eigener Erfahrung) immer mehr verloren gehen - etwa die eingehende körperliche Untersuchung, die Frage nach der bewussten Mitwirkung des Patienten und die Selbstreflexion, in welcher Phase man sich als Behandelnder gerade befindet: In der "berechtigten Unsicherheit" als junger Assistenzarzt, der "unberechtigten Sicherheit" nach Überwinden dieser ersten Phase mit "typisch nachfolgender Selbstüberschätzung", der "berechtigten Sicherheit" als erfahrener Facharzt oder doch in der "unberechtigten Unsicherheit" gegen Ende des Berufslebens, wenn zu viele Eventualitäten gegeneinander abgewogen werden?

Insgesamt eine Sammlung durchaus ernster Themen aus einem langen und reflektierten Berufsleben, die hier in teils spielerischer, teils ausdifferenzierter Sprache dargeboten werden - unterfüttert mit vielen Aphorismen, realen Beispielen und natürlich den Cartoons von Jan Tomaschoff. Für eine zweite Auflage wäre es schön, wenn im Stichwortverzeichnis eine Seitenangabe hinzukäme, eventuell auch eine Quellenangabe bei der zitierten Literatur sowie eine Korrektur des Satzes "... dass das Immunsystem unendlich belastbar ist".

Doch dies schmälert den positiven Eindruck und das Vergnügen der Lektüre nicht. Auch eine schöne Geschenkidee für Jung und Alt.