2015 wurde in Großbritannien die Meningokokken-B-Impfung (4CMenB) in das nationale Impfprogramm für Kinder implementiert. Wie sich dadurch das Infektionsgeschehen, aber vor allem die Krankheitsschwere und das Outcome im Falle einer Infektion verändert haben, untersuchte die UK Health Security Agency.

Im Datenpool der UK Health Security Agency recherchierte ein britisches Forscherteam, wie viele Kinder unter fünf Jahren zwischen September 2015 und März 2021 mit einer Erregernachweis-verifizierten Meningokokken-B(MenB)-Infektion gelistet waren, und versuchte den Krankheitsverlauf sowie das Outcome nachzuhalten. Der in Großbritannien für die Standardimpfung genutzte Impfstoff 4CMenB enthält drei rekombinante Proteine von Neisseria meningitidis der Gruppe B und ist seit Dezember 2013 auch in Deutschland verfügbar. Das Impfschema beinhaltet drei Injektionen: Die ersten zwei Dosen werden im Alter von acht und 16 Wochen verabreicht, die dritte mit einem Jahr. Nach Implementierung des Impfstoffs in das Standardimpfprogramm wurde in Großbritannien rasch eine hohe Impfquote erreicht.

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Nach Einführung der 4CMenB-Standardimpfung verschob sich der Altersgipfel der Erkrankten auf einen bis drei Monate - das spricht für eine frühe Impfung.

Signifikanter Rückgang der MenB-Infektionen

Mit Einführung der 4CMenB-Impfung war ein signifikanter Rückgang der MenB-Infektionen bei den unter Fünfjährigen zu beobachten. Während vor Einführung der Impfung (September 2010 bis März 2015) noch 57 % der Infektionen auf diese Altersgruppe entfielen, waren es nach der Implementierung nur noch 38 %. Die durchschnittliche Fallzahl pro Jahr sank von 328 auf 148 Fälle.

Innerhalb des Beobachtungszeitraumes waren 715 unter Fünfjährige erkrankt, in der Analyse berücksichtigt wurden aber nur Kinder, die nach dem 1. Mai 2015 zur Welt gekommen waren. Von den 371 Mädchen und Jungen waren 256 Kinder jünger als ein Jahr, 128 noch nicht einmal drei Monate alt. Immerhin 29 % der Erkrankten hatten keinen ausreichenden Impfschutz, sie waren also entweder noch zu jung für die Impfung, sind nicht geimpft worden oder erkrankten innerhalb von 14 Tagen nach der ersten Impfdosis. Auffallend war, dass sich mit Einführung der 4CMenB-Standardimpfung der Altersgipfel der Kinder von zuvor fünf bis sechs Monate auf einen bis drei Monate verschoben hatte.

Intensivmedizinisch behandelt werden mussten 78 Mädchen und Jungen. Gestorben sind 17 Kinder, davon waren elf jünger als ein Jahr, acht noch keine acht Wochen alt. Bei 57 Jungen und Mädchen waren 74 Folgeschäden dokumentiert: 45 Komplikationen waren als neurologisch kategorisiert worden, bei 17 handelte es sich um körperliche Einschränkungen und zwei wurden als psychische Spätfolgen eingeordnet. Unter "Sonstige" waren zehn Komplikationen geführt. Ob die Kinder geimpft oder ungeimpft waren, machte für das Auftreten infektionsbedingter Spätfolgen keinen Unterschied, die Prävalenz war mit jeweils 16 % und 15 % in beiden Gruppen vergleichbar. Das galt ebenfalls für die kombinierten Endpunkte "Tod oder Folgeschäden" sowie "intensivmedizinische Behandlung oder Tod oder Folgeschäden".

Aus Sicht der Forschenden unterstreichen die Ergebnisse - gerade mit Blick auf die unverändert schweren Krankheitsverläufe - die Bedeutung der MenB-Standardimpfung für die Krankheitsprävention. Sie raten mit Blick auf den verschobenen Altersgipfel zur frühzeitigen Vakzinierung.

Basierend auf: Mensah AA et al. Outcomes of meningococcal serogroup B disease in children after implementation of routine infant 4CMenB vaccination in England. Lancet Child Adolesc Health. 2023;7(3):190-8