Morbus Pompe kann bereits im Säuglingsalter auftreten (Infantile-onset Pompe Disease; IOPD). Viele Neugeborene versterben aufgrund eines kardiorespiratorischen Versagens bereits innerhalb der ersten zwölf Monate an IOPD, betonte Professor Andreas Hahn, Abteilung für Neuropädiatrie und Sozialpädiatrie am Zentrum Kinderheilkunde der Justus-Liebig-Universität in Gießen, auf einem von Sanofi-Aventis veranstalteten Expertenmeeting im Rahmen des DGN-Kongresses vergangenen November. Anhand der klinischen Leitsymptome wie einer muskulären Hypotonie, einer hypertrophen Kardiomyopathie und einer Erhöhung der Kreatinkinase (CK) werde die Diagnose bei IOPD zumeist im dritten bis vierten Lebensmonat gestellt.

Bei Erwachsenen mit Morbus Pompe liegt die Produktion und Aktivität des lysosomalen Enzyms saure α-Glucosidase (GAA) bei bis zu 40 %. Im Gegensatz dazu liegt sie bei Säuglingen mit IOPD bei weniger als 1 %. Wenn die GAA ihre Funktion nicht erfüllt, kann Glykogen in den Lysosomen nicht abgebaut werden, was den Zelluntergang in den Muskelzellen hervorruft, erläuterte PD Dr. Stephan Wenninger vom Friedrich-Baur-Institut an der Neurologischen Klinik des LMU-Klinikums in München. Relativ unspezifische Symptome im Erwachsenenalter wie Belastungsintoleranz der Muskulatur, unspezifische Muskelschwäche, belastungsabhängige Myalgien, nächtliche Hypoventilation, Tagesmüdigkeit oder Kopfschmerz begünstigen mitunter Fehldiagnosen, gab Wenninger zu bedenken [Kishnani PS et al. Genet Med. 2006;8(5): 267-88].

Als Therapieprinzip beim Morbus Pompe hätten sich Enzymersatztherapien (ERT) etabliert, so der Experte. Sowohl Avalglucosidase alfa (Nexviadyme®) als auch das ERT der ersten Generation, Alglucosidase alfa (Myozyme®), würden das rekombinante Enzym über Mannose-6-Phosphat (M6P)-Rezeptor-vermittelte Endozytose in die Muskelzellen schleusen. Avalglucosidase alfa besäße im Vergleich zur bisherigen Standardtherapie jedoch einen etwa 15-mal höheren Anteil mit M6P-Resten, was die Wahrscheinlichkeit, an den M6P-Rezeptor zu binden, erhöht. In-vivo-Experimente am Mausmodell hätten zum Beispiel gezeigt, dass Avalglucosidase alfa in größeren Mengen in die Zelle aufgenommen wird als Alglucosidase alfa, was zu einer höheren Glykogen-Clearance in den Muskelzellen beitragen kann, erläuterte Wenninger [Zhu Y et al. Mol Ther. 2009; 17(6):954-63].

Meet-the-Expert "Morbus Pompe - es kommt Bewegung in die Therapie", Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, Berlin, 3.11.2022; Veranstalter: Sanofi-Aventis