Der saure Sphingomyelinase-Mangel ("acid sphingomyelinase deficiency"; ASMD) ist eine extrem seltene autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung, die fortschreitet und potenziell lebensbedrohlich ist. Der lysosomalen Speicherkrankheit liegt ein Aktivitätsmangel des Enzyms saure Sphingomyelinase (ASM) zugrunde, wodurch der Abbau von Sphingomyelin gestört ist. Folglich kommt es zu einer kontinuierlichen Akkumulation von Sphingomyelin in Milz und Leber, Knochenmark, ZNS und anderen Organen. Häufigste initiale Manifestation ist die Hepatosplenomegalie.

Unterschieden werden drei Formen: Typ A (infantile neuroviszerale ASMD) beginnt im Säuglingsalter und führt meist in den ersten drei Lebensjahren zum Tod; Typ A/B (chronisch neuroviszerale ASMD) beginnt in der Kindheit und ist mit einer längeren Überlebenszeit assoziiert; bei Typ B (chronisch- viszerale ASMD) ist eine normale Lebenserwartung möglich.

Die Therapie bestand bislang aus unterstützenden symptomatischen Maßnahmen. Jetzt ist mit der Enzymersatztherapie Olipudase alfa (Xenpozyme®) die erste und bislang einzige kausale Behandlung zugelassen. Die rekombinante humane ASM wurde in zwei klinischen Studien an Erwachsenen und Kindern mit ASMD Typ A/B und B untersucht. Die Daten wurden im Rahmen der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für pädiatrische Stoffwechselstörungen auf einem Symposium von Sanofi präsentiert. In der laufenden Phase-II/III-Sudie ASCEND [Wasserstein M et al. Genet Med. 2022; 24(7):1425-36] mit 36 Erwachsenen habe Olipudase alfa (i.v. alle 2 Wochen) die Lungenfunktion (gemessen als Veränderung der Diffusionskapazität der Lunge für Kohlenmonoxid, DLCO) nach 52 Wochen um 22 % versus 3 % unter Placebo verbessern können (p = 0,0004), so die Fachleute auf einem von Sanofi veranstalteten Symposium. Das Milzvolumen habe sich um 39,5 % verringert, wohingegen es sich unter Placebo um 0,5 % vergrößerte. Auch das Lebervolumen habe signifikant abgenommen (28,1 % vs. 1,5 %). In der Bildgebung sei nach einem Jahr nahezu keine Lungenbeteiligung mehr nachweisbar gewesen. Daten zur Sicherheit zeigten meist milde bis moderate Nebenwirkungen, etwa infusionsassoziierte Reaktionen (44 %) oder Antikörperbildung (22 %) ohne neutralisierende Antikörper. Todesfälle oder Therapieabbrüche seien nicht vorgekommen.

In der offenen Phase-II-Studie ASCEND-Peds [Diaz GA et al. Genet Med. 2021;23(8): 1543-50] mit 20 Kindern und Jugendlichen hätte sich Olipudase alfa ebenfalls als sicher und gut verträglich erwiesen (primärer Endpunkt). Bis Woche 52 hätten sich auch hier signifikante Verbesserungen der Lungenfunktion, des Milzvolumens (Abnahme um 48 %) sowie des zuvor verzögerten Wachstums gezeigt.

Symposium "Erste kausale Therapie für ASMD Typ A/B und Typ B", 35. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für pädiatrische Stoffwechselstörungen, Kassel, 19.10.2022; Veranstalter: Sanofi