Das starke Absinken der Fallzahlen in der Pädiatrie seit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie ist gebremst. Erfreulich ist auch, dass die Praxisumsätze weiter steigen. Wunschlos glücklich sind die Pädiaterinnen und Pädiater dennoch nicht, da weitere Restriktionen drohen.

Glücklicherweise eben nicht bei den Fallzahlen. Mit im Mittel 4.257 Patientinnen und Patienten konnte die Fachgruppe im vergangenen Jahr wieder 250 Fälle mehr pro Praxis abrechnen, als das noch 2020 der Fall war. Diese vorläufigen neuen Zahlen präsentierte Dr. Reinhard Bartezky aus Berlin, Honorarexperte im Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), beim Herbstkongress des Verbandes in Frankfurt/Main. Mit seinen Daten aus fast allen Bundesländern ist der BVKJ den offiziellen Veröffentlichungen durch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) oder durch das Zentralinstitut der KBV stets um etwa zwei Jahre voraus.

Allerdings sei die Pädiatrie mit ihren Fallzahlen noch weit von Spitzenwerten entfernt, die man 2018 (4.460) und 2019 (4.475) erreicht hatte. Dennoch sind die Umsätze 2021 auf rund 300.000 € - nach 292.300 € ein Jahr zuvor - gestiegen. Allerdings würde diese Steigerung von den höheren Lebenshaltungskosten und den stark gestiegenen Personalkosten überkompensiert. Erschwerend komme zudem der Rückgang der Fallwerte hinzu. Sie sind 2021 (70,93 €) im Vergleich zu 2020 (72,23 €) wieder gesunken.

Weiteres Ungemach droht zudem, da die Neupatientenregelung fällt. Gemäß einer Simulation aus Berlin würden Pädiaterinnen und Pädiater laut Bartezky dabei 2,9 % Honorar einbüßen. Hinzu kommt eine Inflation von zuletzt 10 %, gestiegene Kosten für die Praxisausstattung und eine - längst überfällige - Aufstockung der Gehälter für die MFA. Angesichts dieser Trends werde die Steigerung des Orientierungspunktwertes von 11,26 auf 11,5 Cent im Jahr 2023 keinesfalls die steigenden Kosten in den Praxen auffangen können, hieß es in Frankfurt.

Umso wichtiger ist es, dass pädiatrisch Tätige zeitgemäße Trends nicht verschlafen. Wenn die Fachgruppe im 1. Quartal 2022 - und das während einer Pandemie - lediglich 7.647 Videosprechstunden abgerechnet hat, ist das gerade einmal gut eine Abrechnungsziffer pro Praxis und Quartal. Auch das Potenzial der mühsam erstrittenen Sozialpädiatrie-, Entwicklungsneurologie und Chroniker-Ziffern ist noch längst nicht ausgeschöpft. Hier könnten Honorarspielräume ausgeschöpft werden, mit denen zum Teil die gestiegenen Praxis- und Energiekosten aufgefangen werden könnten.

Basierend auf: Herbst-Seminar-Kongress des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ), 7./8. Oktober 2022, Frankfurt/Main