Die Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung und von oppositionellem Verhalten (ADHS/OPP) sollte unbedingt multimodal erfolgen. Dabei ist die Pharmakotherapie nur ein Baustein. Ganz wesentlich sind ebenfalls psychotherapeutische und -edukative Verfahren. Leider würde eine solch multimodale Herangehensweise nur selten tatsächlich praktiziert, monierten Fachleute auf einer von Medice veranstalteten Web-Pressekonferenz. Daher sei nun mit Unterstützung von Medice eine App kreiert worden, die die Eltern im Umgang mit ihrem Kind unterstützen soll.

Die Applikation medigital® ADHS/OPP, erklärte Professorin Anja Görtz-Dorten, Leiterin der Forschungsambulanz Ausbildungsinstitut für Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie (AkiP), Universität Köln, diene der Unterstützung von Eltern und pädagogischen Fachkräften. Damit könne zunächst das besonders auffällige Verhalten des Kindes festgelegt werden. Die App böte ein darauf adaptiertes Informations- und Lernprogramm an. Sodann könnten sequenziell weitere individuelle Problemfelder angegangen werden.

Die Inhalte der neuen App, betonte Görtz-Dorten, basierten auf wissenschaftlich sehr gut untersuchten Prinzipien und Methoden, womit sich der Umgang der Eltern mit ihrem Kind deutlich verbessern lasse. Durch die interaktive Gestaltung der App mit animierten Grafiken und Informationsvideos ließen sich individuell angepasste Trainingsprogramme durchführen. Wichtig dabei sei, an die Motivation von Eltern und Kindern anzuknüpfen und diese zu verstärken.

"Mit einer Listung im Verzeichnis für digitale Gesundheitsanwendungen kann vorbehaltlich positiver Studienergebnisse gegen Ende 2023 gerechnet werden. Bis dahin ist die App noch nicht frei verfügbar", sagte die Psychotherapeutin. Auf die entsprechende Studie verwies Professor Tobias Banaschewski, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, ZI Mannheim. An der noch rekrutierenden Studie nehmen neben dem ZI weitere niedergelassene Praxen teil. Die Studienpopulationen soll aus Eltern von Kindern im Alter von vier bis elf Jahren bestehen. Untersucht wird, ob das Ziel " der Verminderung von Verhaltensproblemen einschließlich ADHS- und/oder oppositioneller Symptome sowie psychosozialer Beeinträchtigungen des Kindes durch eine Stärkung positiver elterlicher Verhaltensweisen mittels der App erreicht werden kann."

Digitale Pressekonferenz, 2.11.2022; Veranstalter: Medice