Die geplanten zusätzlichen Mittel für Kinder- und Geburtskliniken hält BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach für richtig. Allerdings seien die Krankenhäuser nur ein Standbein der Versorgung - die Praxen bedürften auch der Unterstützung der Politik.

Niedergelassene Kinder- und Jugendärzte haben die Reformpläne für die stationäre Pädiatrie grundsätzlich begrüßt. "Wir sehen aber auch die Notwendigkeit, die ambulante pädiatrische Versorgung zu stärken, weil dort die meisten kleinen Patienten behandelt werden", sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Dr. Thomas Fischbach, der Ärzte Zeitung.

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Niedergelassene Pädiater fangen die meisten Erkrankungen bei Kindern auf.

MFA werden von Kliniken "weggeschnappt"

Etwa 80 % der Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen würden über pädiatrische Praxen aufgefangen, rechnete Fischbach vor. Die Praxen hätten jedoch mit "chronischer Unterfinanzierung" und Nachwuchssorgen zu kämpfen. Ein Problem sei auch, dass in Arztpraxen zwar das Gros der medizinischen Fachangestellten (MFA) ausgebildet werde, ihnen die MFA dann aber von den Krankenhäusern "weggeschnappt" würden, weil dort höhere Gehälter gezahlt werden könnten.

Fischbach beklagte eine "immense Unwucht" in der gesundheitspolitischen Wahrnehmung. "Es ist richtig, die klinische Pädiatrie zu stärken. Das hat auch der BVKJ in der Vergangenheit mehrfach gefordert. Das ist aber nur ein Auge - und man darf auf dem anderen nicht blind sein." Im Koalitionsvertrag der Ampel finde er zur Zukunft der ambulanten Medizin jedenfalls "wenig bis nichts." Auch Gesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) habe sich zu dem Thema bislang "sehr ruhig" verhalten, sagte der BVKJ-Präsident.

Gesundheitsminister Lauterbach hatte den Kinder- und Geburtskliniken kürzlich mehr Geld in Aussicht gestellt. Mit dem Geld, das über die Fallpauschalen bereitgestellt werde, lasse sich eine qualitativ hochwertige pädiatrische Versorgung "nicht darstellen." Der Minister bezog sich auch auf Vorschläge der Regierungskommission zur Krankenhausreform. Das Gremium hatte unter anderem angeraten, für Kinder- und Jugendkliniken ab Januar 2023 eine Vorhaltefinanzierung zu schaffen.