Die Sichelzellkrankheit ist eine Erkrankung, die durch schwere Morbidität, eingeschränkte Lebensqualität und eine ungünstige Prognose charakterisiert ist. Bisher standen als Therapien eine Behandlung mit Hydroxycarbamid oder dem monoklonalen Anti-P-Selektin-Antikörper Crizantizumab oder eine Stammzelltransplantation zur Verfügung. Jedoch besteht weiter großer Bedarf an effektiven Therapien.

Der Galenuspreis-Kandidat Voxelotor (Oxbryta®) von Global Blood Therapeutics ist das erste in Europa zugelassene Medikament, das die Polymerisation von Sichelzellhämoglobin (HbS) und damit die molekulare Ursache der Sichelzellenbildung und die Zerstörung der Erythrozyten bei der Sichelzellkrankheit direkt hemmt. Das Medikament wurde im Februar 2022 in der Europäischen Union als Monotherapie oder in Kombination mit Hydroxycarbamid zur Behandlung der hämolytischen Anämie infolge Sichelzellkrankheit bei Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen ab dem Alter von zwölf Jahren zugelassen. Die empfohlene Dosis beträgt 1.500 mg oral einmal täglich.

In der zulassungsrelevanten Phase-III-Studie HOPE wurden Patienten mit Sichelzellkrankheit randomisiert und doppelblind einmal täglich mit Voxelotor oder Placebo behandelt. Primärer Endpunkt war die hämatologische Ansprechrate, definiert als Zunahme des Hb-Werts um > 1 g/dl. Nach 24 Wochen zeigte die Voxelotor-Gruppe eine signifikant höhere hämatologische Ansprechrate als der Placebo-Arm (51 vs. 7 %). Akute anämische Episoden (definiert als ein Absinken des Hb-Spiegels um > 2 g/dl im Vergleich zum Ausgangswert) traten unter Voxelotor seltener auf als unter Placebo (0,06 vs. 0,18 Episoden pro Patientenjahr). Die adjustierte durchschnittliche Veränderung des Hb-Spiegels zwischen Ausgangswert und Woche 24 betrug unter Voxelotor 1,1 g/dl, während unter Placebo eine Abnahme um 0,1 g/dl beobachtet wurde. Zudem war das Medikament mit einer geringeren Zahl vasookklusiver Krisen assoziiert (2,77 vs. 3,19 pro Personenjahr). Voxelotor induzierte zudem eine signifikant stärkere durchschnittliche Reduktion von Labormarkern der Hämolyse: des indirekten Bilirubins (29,1 vs. 3,2 %) und der Retikulozyten (um 19,9 % vs. einer Zunahme um 4,5 % unter Placebo).

Unerwünschte Wirkungen unter Voxelotor waren in der Regel leicht oder moderat. Am häufigsten waren Kopfschmerzen (26 vs. 22 %) und Diarrhö (20 vs. 10 %). Auch nach 72 Wochen betrug die durchschnittliche Zunahme der Hb-Konzentration gegenüber dem Ausgangswert 1 g/dl. Dagegen hatten sich in der Placebogruppe keine Veränderungen ergeben. Die mit Voxelotor behandelten Patienten erreichten zudem laut Messung anhand der Clinical-Global-Impression-Skala signifikant häufiger eine starke oder moderate klinische Verbesserung (74 vs. 47 %).