Eine Kuhmilchallergie (KMA) tritt im Säuglingsalter relativ häufig auf, in Deutschland ist jedes 200. Kind betroffen, erklärte Professorin Kirsten Beyer, Leiterin des Kinderallergologischen Studienzentrums an der Charité Universitätsmedizin Berlin, auf dem von InfectoPharm veranstalteten Consilium live. Zusammen mit Nüssen ist Kuhmilch im Kleinkindalter die häufigste Ursache anaphylaktischer Reaktionen. Dennoch sei die Prognose meist gut, innerhalb von ungefähr zwölf Monaten entwickle sich bei 57 % der Kinder mit IgE-vermittelter KMA und sogar bei etwa 100 % der Kinder mit nicht IgE-vermittelten KMA eine natürliche Toleranz [Chatchatee P et al. J Allergy Clin Immunol 2022;149:650-8.e5].

"Die Zeit spielt für uns, irgendwann ist der Spuk vorbei. Abwarten und ruhig bleiben ist also durchaus ein probates Mittel bei KMA", bestätigte auch Dr. Axel Enninger, Kindergastroenterologe am Klinikum Stuttgart. Sofern es keine IgE-vermittelten Soforttypreaktionen gibt, rät Enninger den Familien daher, auf Besserung zu warten und gegebenenfalls - je nach Alter des Kindes - Beikost einzuführen und den Muttermilchkonsum zu reduzieren. Bei starken Symptomen oder wenn die Familie sehr belastet ist, sei auch eine kuhmilchfreie Formula eine Option. Welche Formulanahrung gewählt werden soll, sei individuell zu entscheiden, gemäß der Leitlinie sollte mit einem extensiven Hydrolysat angefangen werden, so Enninger.

figure 1

© PeopleImages / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotmodell)

Pflanzendrinks enthalten meist deutlich weniger Kalzium als Kuhmilch.

Meist sei es auch nicht zwingend nötig, dass sich die stillende Mutter kuhmilchfrei ernährt, wenn beim Säugling eine KMA diagnostiziert wird. In einem systematischen Review wurde gezeigt, dass die Menge an Nahrungsmittelallergenen, die in die Muttermilch gelangt, geringer ist als der Schwellenwert, der bei 1 % der Allergiker eine Reaktion auslösen würde [Gamirova A et al. J Allergy Clin Immunol Pract 2022;10:1312-24], so Beyer. Möchte sich die stillende Mutter dennoch kuhmilchfrei ernähren, seien ein paar Dinge zu beachten, erklärte Enninger, vor allem, dass sie genug Kalzium zu sich nimmt - der Tagesbedarf beträgt für Stillende 1.200 mg. Kalziumreiches Mineralwasser sei eine gute Möglichkeit, den Tagesbedarf zu decken, doch sollte das Mineralwasser bevorzugt zu den Mahlzeiten getrunken werden: "Wenn Sie das Mineralwasser einfach nur so trinken, rauscht es durch den Gastrointestinaltrakt und von dem Kalzium wird nicht viel aufgenommen," erklärte der Kindergastroenterologe.

Pflanzliche Milchalternativen wiederum seien zwar beliebt, enthalten aber viel weniger Kalzium als Milch. Zwar sei einigen Produkten Kalzium zugesetzt, jedoch nicht, wenn es sich um ein Bio-Produkt handelt: "Bio-Produkte dürfen keine Zusätze mehr enthalten, das ist relativ neu in Deutschland", warnte Enninger, "die stillende Mutter muss also genau darauf achten, was sie kauft."

Hinweis: Zur diätetischen Behandlung der Kuhmilchallergie steht unter anderem Nutramigen LGG Lipil (Extensiv hydrolysiertes Caseinhydrolysat) von InfectoPharm zur Verfügung.

Symposium "Die Milch macht's - aber was genau?", 46. Consilium live, 27.5.2022, Unterschleißheim (München); Veranstalter: InfectoPharm