Die "nuestros pequeños hermanos" - kurz nph - sind ein internationales Kinderhilfswerk mit Kinderdörfern in Lateinamerika. Ein Fokus liegt auf der medizinischen Versorgung der Kleinsten. In Haiti gibt es dafür ein Kinderkrankenhaus, in dem sogar junge Patienten mit Krebs und Herzkrankheiten behandelt werden können.

Mexiko, 1954: Ein 15-jähriger Waisenjunge stiehlt Geld aus einer Kirche, um seinen Hunger zu stillen. Er wird gefasst und ins Gefängnis gebracht. Der Priester Padre William Wasson besucht ihn und bittet den Richter, den Jungen freizulassen. Er nimmt ihn in seine Obhut, weitere Kinder folgen.

Damit begann die Geschichte der "nuestros pequeños hermanos" (nph), übersetzt "unsere kleinen Brüder und Schwestern". Seit der Gründung haben dort mehr als 18.000 Kinder ein geborgenes Zuhause gefunden, heute leben rund 2.600 der Kleinen in den zehn Kinderdörfern in Lateinamerika. Diese befinden sich in Bolivien, der Dominikanischen Republik, El Salvador, Guatemala, Haiti, Honduras, Mexiko, Nicaragua und Peru. Die Hilfsorganisation hat daneben auch Schulen, Ausbildungswerkstätten sowie medizinische und therapeutische Einrichtungen aufgebaut. Weitere 1.100 Kinder werden durch nph in ihren Familien unterstützt und 3.600 besuchen nph-Schulen in den Kinderdörfern.

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© nph Kinderhilfe Lateinamerika e. V.

Das St. Damien Krankenhaus ist für viele Frühgeborene die einzige Chance, adäquat versorgt zu werden.

Das St. Damien Krankenhaus - ein Meilenstein

Die nph fördert vielfältige Projekte: Vom Aufbau einer Bücherei über den Bau einer Kläranlage bis hin zu einer verbesserten Gesundheitsvorsorge - etwa kieferorthopädische Behandlungen in Mexiko oder Augenuntersuchungen und -operationen in Honduras zu ermöglichen sowie das St. Damien Krankenhaus in Haiti. Gerade das Krankenhaus stellt einen Meilenstein für Haiti dar - denn in dem Land gibt es nur rund 300 ausgebildete Kinderärzte, und das obwohl 30 % der 10 Millionen Einwohner Kinder unter 15 Jahren sind.

Neben der medizinischen Versorgung liegt ein Fokus auf der Wissensvermittlung: In Kooperation mit der staatlichen Universität sowie einem anderen Krankenhaus hat das St. Damien ein Ausbildungsprogramm für Fachärzte der Pädiatrie ins Leben gerufen. Seit 2016 stehen dem Land somit pro Jahr sechs zusätzliche ausgebildete Pädiater zur Verfügung. Neben der akademischen Begleitung durch eine der führenden Medizin-Fakultäten Haitis bietet das Programm eine anspruchsvolle und praxisorientierte Ausbildung in den für die Pädiatrie relevanten Fachdisziplinen wie der Neonatologie, Intensivmedizin, Chirurgie, Onkologie, HIV- und Traumabehandlung sowie der Rehabilitation.

Einzige Kinderkrebsstation im Land

Allein im Jahr 2021 wurden im St. Damien rund 51.500 Behandlungen, 1.447 Operationen und 3.113 Geburten durchgeführt. Ein weiterer wichtiger Tätigkeitsbereich ist die psychologische Beratung und Betreuung der jungen Patienten und ihrer Familienangehörigen.

Das St. Damien von nph ist zudem das einzige Krankenhaus im Land, das Krebsbehandlungen bei Kindern durchführt. Zudem verfügt es über eine Frühgeborenenstation, auf der die Kleinsten rund um die Uhr versorgt werden. Ihr Gesundheitszustand ist oft sehr kritisch, weshalb häufig Inkubatoren zum Einsatz kommen. Einige benötigen zusätzlichen Sauerstoff und eine Ernährungssonde.

Auch herzkranke Kinder können im St. Damien versorgt werden - dank Dr. Alexandra Noisette, Absolventin des Pädiatrie-Facharztprogramms in St. Damien, die im letzten Jahr zusätzliche Spezialisierungen in Kinderkardiologie in Guadeloupe und Paris erfolgreich abgeschlossen hat. Sie ist zurzeit eine der sehr wenigen Kinderkardiologen in Haiti und praktiziert im St. Damien Krankenhaus, wo mithilfe von deutschen Spendengeldern die adäquaten Räumlichkeiten bereitgestellt werden konnten. Aufgrund des akuten Mangels an Kardiologen im Land kooperiert das St. Damien Krankenhaus mit der Organisation Gift of Life International (GOLI). Mehrmals im Jahr kommen Fachärzte und medizinische Fachkräfte über GOLI nach Haiti, um gemeinsam mit Ärzten Operationen durchzuführen. In St. Damien erhielten bereits 26 Kinder lebensrettende Herzoperationen, landesweit wurden über GOLI 800 Kinder behandelt.