Eine kalifornische Registerstudie zeigt, dass die Rate allgemein empfohlener Schutzimpfungen für Kinder und Jugendliche im COVID-19-Lockdown deutlich abgefallen ist. Erholt hat sie sich immer noch nicht vollständig.

Betrachtet wurden die Impfdaten von fast einer Million Kinder und Jugendlichen zwischen 0 und 18 Jahren im Zeitraum Januar bis August 2020. Erfasst wurde somit eine präpandemische Phase bis zum 12. März, ein Lockdown bis zum 6. Mai und eine anschließende Lockerungsphase. Als Vergleich diente jeweils der Vorjahreszeitraum.

Die Analyse zeigte, dass die Impfrate bei den Kindern der Altersgruppe von 0 bis 23 Monaten im Lockdown um 45 % abnahm, sich dann aber mit Beginn der Lockerung schnell wieder den Vorjahreswerten annäherte. Es verblieb ein Rückgang von 5 %. In den Altersgruppen ≥ 2 Jahre fielen die Impfraten sogar um maximal 94 % gegenüber dem Vorjahr ab. Sie blieben nach dem Lockdown bei den Zwei- bis Sechsjährigen im Mittel um 26,4 %, bei den 13- bis 18-Jährigen um rund 49,3 % niedriger als im Vorjahr.

Spezielles Augenmerk galt der Masernimpfrate. Sie sank im Lockdown bei den Kindern mit einem Alter von maximal 2 Jahren um 60 % und blieb über die gesamte Beobachtungsphase um 14,4 % unter den Vorjahreswerten. Bei den älteren Kindern und Jugendlichen fiel sie im Lockdown um 93 % ab und blieb insgesamt um 26,6 % erniedrigt.

Ackerson BK et al. Pediatric vaccination during the COVID-19 pandemic. Pediatrics 2021;148:e2020047092

Kommentar

Die Abnahme der allgemein empfohlenen Impfrate in der Pandemie ist dramatisch. Auch in Deutschland dürften verschiedene Alterskohorten eine Reduktion des kompletten Impfschutzes aufweisen. In der zweiten und dritten Welle der Pandemie kam es zu noch längeren Lockdowns, was zusammen mit psychischen Faktoren zu einer weiteren Reduktion der Impfraten und damit des Impfschutzes geführt haben dürfte. Um die entstandene Lücke in der Durchimmunisierung zu schließen, bedarf es daher dringend einer Aufklärung der Bevölkerung durch Politik, Ärzte, Gesundheitsämter und Medien! Durch Verlust des Impfschutzes drohen sonst vermeidbare Ausbrüche von Infektionskrankheiten.