Circa 3-5 % der Schüler bleiben der Schule wochen-, monate- oder sogar jahrelang fern und lassen sich auch durch Strafmaßnahmen nicht zu einem regulären Schulbesuch motivieren, erklärte Dr. Henrik Uebel-von Sandersleben, Oberarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Göttingen, auf einem Praxisworkshop von Medice. Laut Bildungsbericht 2018 bleiben circa 6 % eines jeden Schuljahrgangs ohne Schulabschluss. Das Schulschwänzen ist prognostisch mit einem erhöhten Risiko für soziale Probleme wie Schulversagen, Arbeitslosigkeit, Drogenabusus und Delinquenz verbunden. Die häufigsten Ursachen sind psychiatrische Diagnosen wie soziale Phobie, Trennungsangst, generalisierte Angst, Depression oder emotionale Störungen. Besonders bei emotionalen Störungen mit psychosomatischen Beschwerden ist die Schulvermeidung oft mit einer langen Geschichte von "Attest-Abusus" verbunden. Eine Vorstellung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie durch die Eltern erfolgt oft erst nach Bußgeldandrohung.

Vermehrt wird heute unter Schulschwänzern eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) diagnostiziert. Helfen kann eine Linderung der Symptome mithilfe einer multimodalen Therapie aus kombinierter Verhaltens- und Pharmakotherapie. Goldstandard in der medikamentösen Behandlung der ADHS ab dem sechsten Lebensjahr sind Stimulanzien wie Methylphenidat (MPH, z. B. Medikinet® oder Medikinet® retard). Die Einstellung erfolgt mit einer sorgfältigen Aufdosierung und danach mit festgelegten Tagesdosen zu festen Tageszeiten, je nach Wirkdauer des Medikaments, Tagesablauf und Compliance des Kindes.

Remote Praxisworkshop, 25.9.2021; Veranstalter: Medice