Behandelt man Kinder und Jugendliche mit Asthma, sollte der antiinflammatorische Anteil der Therapie nicht zu kurz kommt. Der Kinderpneumologe Professor Matthias Kopp, Bern, erklärte die neue sechsstufige Strategie der Nationalen Versorgungsleitlinie (NVL) Asthma.

Nicht mehr fünf, sondern sechs Therapiestufen sieht die im letzten Jahr überarbeitete Nationale Versorgungsleitlinie (NVL) für die medikamentöse Asthmatherapie im Kindes- und Jugendalter vor. Professor Matthias Kopp vom Inselspital Bern erklärte auf dem Kongress für Kinder- und Jugendmedizin den Hintergrund für die neu eingeschobene Stufe 3. Demnach sollen inhalative Kortikosteroide (ICS) zunächst in einer mittleren Dosis verabreicht werden, bevor man die Therapie erweitert, zum Beispiel um ein lang wirksames Betamimetikum (LABA).

Stufe 3 mit "mittleren" ICS-Dosen

Es habe sich gezeigt, so Kopp, dass in der Praxis relativ früh Kombinationstherapien eingesetzt würden, bei denen aber der antiinflammatorische Anteil zu niedrig ausfalle. "Das führt insgesamt zu einer schlechteren Symptomkontrolle und zu mehr Exazerbationen", warnte der Kinderpneumologe. Mit der Einführung einer eigenen Therapiestufe für die "mittleren" ICS-Dosen wolle man das verhindern. Dabei seien die NVL-Experten mit ihren Dosierungsempfehlungen für diesen Bereich "relativ konservativ" gewesen: Sowohl für Beclometasondipropionat (BDP) in Pulverform als auch für Budesonid werden Dosen zwischen 200 µg und 400 µg angegeben, wobei für Kinder und Jugendliche die gleiche Dosis gilt. Für das BDP-Dosieraerosol liegt die empfohlene Dosis bei 100-200 µg. Der Grund für die Zurückhaltung sind "Sicherheitsbedenken im Hinblick auf die Plasmaspiegel."

Wie Kopp betonte, weicht die aktuelle NVL in einem wichtigen Punkt von anderen Asthma-Leitlinien ab, nämlich bei der allergenspezifischen Immuntherapie. Während die Leitlinie der Atemwegsliga nur auf Stufe 1 und 2 eine solche spezifische Therapie empfiehlt, sieht die NVL diese Behandlung für alle Stufen vor. Voraussetzung sei allerdings, dass es sich zum aktuellen Zeitpunkt um ein kontrolliertes Asthma handelt und eine entsprechende Indikation vorliegt. Letztere besteht laut Kopp in einer nachweislich klinisch relevanten Sensibilisierung gegenüber dem Inhalationsantigen.

Was Kopp zudem am Herzen liegt: "Asthma ist nicht per se unkontrolliert, das ist kein gottgegebener, sondern ein transienter und hoffentlich kurzer Zustand!" Mithilfe einer medikamentösen Therapie sei es möglich, den unkontrollierten in einen kontrollierten Zustand zu überführen.

Symposium "Neues aus der Kinder-Pneumologie", DGKJ-Kongress, 6.-9. Oktober 2021; Berlin