Kleine Bäche wurden zu tobenden Flüssen, rissen Häuser, Autos und Bäume mit sich, Menschen starben. Die Hochwasserkatastrophe Mitte Juli hat nicht nur in Teilen Deutschlands eine Spur der Verwüstung hinterlassen, sondern auch die Druckerei unseres Verlags in Belgien schwer getroffen.

Nachts hat uns eine Welle getroffen, die mit 1,80 Metern durch den ganzen Betrieb gegangen ist", berichtet Christoph Emonts, Geschäftsführer von Kliemo Printing in Eupen, Belgien. Die Druckerei liegt 20 Kilometer südlich von Aachen, direkt an der Hill, einem eigentlich kleinen Gebirgsbach aus dem Hohen Venn. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, den 15. Juli 2021, ist die Hill als reißender Strom mit großer Wucht durch den Betrieb gerauscht.

Am Standort der Druckerei ist man grundsätzlich auf kleinere Überschwemmungen gut vorbereitet - so wurden auch an diesem Mittwoch Sandsäcke in Position gebracht, Bretter gesetzt, Waren und kleinere Geräte auf einige Paletten gestellt. Als das Team von Kliemo dann am frühen Mittwochabend evakuiert wurde, stand das Wasser zwar fast kniehoch im Gebäude, doch man ging davon aus, am nächsten Morgen erst aufräumen und dann weiterarbeiten zu können, erinnert sich der Geschäftsführer. Was er dann allerdings über das Internet und die sozialen Medien mitbekam, gab ihm "kein gutes Gefühl" - es kam mehr Wasser als zuerst gedacht, und zwar sehr viel mehr.

Maschinenpark komplett zerstört

Für das, was ihn erwartete, als man die Eupener Unterstadt am Donnerstagnachmittag wieder erreichen konnte, findet er kaum Worte: "Das ist unglaublich." Wasser war mannshoch durch das Gebäude geströmt, eine Wand war von Maschinenteilen eingerissen worden, das Dach war teilweise eingestürzt, der Maschinenpark lag komplett zerstört da - "Baumstämme hatten wir hier drin liegen!" Er erzählt, dass die Räumlichkeiten gerade renoviert worden waren, um nach der Coronakrise wieder etwas frischen Wind reinzubringen. Davon ist nun nichts mehr zu sehen, auch wenn der Schlamm inzwischen größtenteils wieder draußen ist. Der entstandene Schaden sei noch nicht abzuschätzen, doch alleine für den Maschinenpark gehe er von mindestens 15 Millionen Euro aus. Zwar sei man auf kleinere Ausfälle einzelner Maschinen immer vorbereitet, erklärt Emonts, aber "für so eine Katastrophe gibt es kein Back-up". Und so steht die Produktion in Eupen gezwungenermaßen vorerst still.

Dankbar für den Rückhalt

Der Geschäftsführer sei sehr dankbar für den Zusammenhalt, den der Betrieb in den letzten Wochen erfahren habe. Konkurrierende Betriebe hätten ihre Hilfe angeboten, Familie und Freunde, Mitarbeiter, Nachbarn, Landwirte und Pfadfinder - sie alle hätten bei den Aufräumarbeiten geholfen. "Der Rückhalt, den man hier hatte, war wirklich grandios."

Nun arbeite das ganze Team mit Hochdruck daran, die Produktion möglichst bald wieder aufnehmen zu können - ob am jetzigen oder an einem neuen Standort, das sei noch nicht entschieden. "Wir müssen nun optimistisch in die Zukunft sehen - egal wie es momentan aussieht."

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© Christoph Emonts

Nach dem Hochwasser blieb eine 50 cm dicke Schlammschicht zurück.

Die Aktion Deutschland Hilft leistet den von der Flutkatastrophe betroffenen Menschen überregional Nothilfe. Mit einer Geldspende können Sie deren Arbeit direkt unterstützen.

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www.aktion-deutschland-hilft.de