Eine Depression im Kinder- und Jugendalter ist eine schwere Hypothek für das ganze Leben. Denn das Risiko dieser Patienten für somatische Erkrankungen ist über Jahre hinweg deutlich erhöht. Umso wichtiger ist es, körperliche Erkrankungen im Auge zu behalten, wenn bei Kindern und Jugendlichen eine Depression diagnostiziert wird.

Depressive Störungen mit frühem Beginn werden mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen und vorzeitigem Tod in Verbindung gebracht. Es war bislang jedoch unklar, in welchem Ausmaß diese Störung mit spezifischen Erkrankungen und vorzeitigem Tod assoziiert ist und ob diese Assoziationen auch nach Kontrolle für psychiatrische Komorbiditäten bestehen bleiben.

Durchgeführt wurde daher eine bevölkerungsbasierte Kohortenstudie unter Verwendung des Schwedischen Nationalregisters, das Daten aller zwischen 1982 und 1996 in Schweden geborenen Personen enthält. Insgesamt 1.487.964 Studienteilnehmer wurden ab dem Alter von fünf Jahren bis zum Jahr 2013 untersucht. Die Datenanalyse erfolgte vom 15. Januar 2019 bis zum 10. August 2020. Depression im Kindes- und Jugendalter wurde definiert als mindestens eine Diagnose einer Depression mit stationärer oder ambulanter Behandlung im Alter zwischen fünf und 19 Jahren. Erhoben wurden zudem 69 somatische Erkrankungen, die nach einer Depression im Jugendalter diagnostiziert wurden, sowie unspezifische und spezifische Todesfälle. Rund die Hälfte (51,2 %) der eingeschlossenen Personen waren Frauen. Bei insgesamt 37.185 Patienten (2,5 %; 67,4 % weiblich) wurde im Alter zwischen fünf und 19 Jahren die Diagnose einer Depression gestellt.

Personen mit einer Depression im Jugendalter wiesen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ein höheres relatives Risiko für die Entwicklung von somatischen Erkrankungen und einen frühzeitigen Tod auf. Starke Assoziationen wurden insbesondere für Selbstverletzung bei Frauen, Schlafstörungen, Virushepatitis sowie Gesamt- und ursachenspezifische Sterblichkeit - insbesondere Tod durch vorsätzliche Selbstschädigung - gefunden. Bei Kontrolle für psychiatrische Komorbiditäten, vor allem Substanzgebrauch und Angststörungen, war das relative Risiko zwar reduziert, blieb aber bestehen. Das absolute Risiko für spezifische Erkrankungen innerhalb von zwölf Jahren nach der ersten Diagnose einer Depression in der Jugend reichte von 0,2 % für Arthropathien bei Männern bis zu 23,9 % für die allgemeine Kategorie von Verletzungen bei Frauen.

Die Ergebnisse dieser Kohortenstudie zeigen, dass Patienten mit einer im Jugendalter diagnostizierten Depression auch nach der Kontrolle anderer psychiatrischer Erkrankungen ein erhöhtes Risiko für somatische Erkrankungen und eine frühere Sterblichkeit aufweisen. Vor diesem Hintergrund sollten bei der Untersuchung von Depressionen im Jugendalter verschiedene begleitende psychiatrische und körperliche Erkrankungen berücksichtigt werden.

Leone M et al. Association of youth depression with subsequent somatic diseases and premature death. JAMA Psychiatry 2021;78:302-10

Kommentar

Die vorliegende, bislang größte bevölkerungsbasierte Studie aus Schweden zeigt eindrucksvoll den Zusammenhang zwischen psychischen und körperlichen Erkrankungen an einer großen Kohorte. Jugendliche mit depressiven Erkrankungen haben - vor allem wenn zusätzlich komorbide psychiatrische Erkrankungen bestehen - ein höheres Risiko, körperliche Folgeerkrankungen zu entwickeln, bis hin zu frühzeitigem Tod. Diese Ergebnisse zeigen uns die Notwendigkeit früher präventiver Maßnahmen und einer ausführlichen psychiatrischen und medizinischen Diagnostik zu Beginn und im weiteren Verlauf der Erkrankungen.