Die spinale Muskelatrophie (SMA) wird meist durch homozygote Deletionen im Gen Survival-of-Motoneuron 1 (SMN1) verursacht, die zu einer irreversiblen Degeneration von Motoneuronen führen. Mit dem Gentherapeutikum Onasemnogen-Abeparvovec (Zolgensma®) von Novartis Gene Therapies steht in Deutschland seit Juli 2020 eine Einmal-Gentherapie zur Verfügung, die an der genetischen Ursache der SMA ansetzt. Durch die Gentherapie wird das funktionslose oder fehlende SMN1-Gen in den Motoneuronen ersetzt, was das Fortschreiten der Krankheit aufhalten kann.

In mehreren klinischen Studien wurde für Onasemnogen-Abeparvovec ein bedeutsamer therapeutischer Nutzen bei günstigem Sicherheitsprofil dokumentiert. Die häufigste Nebenwirkung war eine vorübergehende Erhöhung der Transaminasewerte. An der einarmigen Phase-III-Studie STR1VE-US etwa nahmen 22 symptomatische Patienten mit SMA Typ 1 im Alter unter sechs Monaten teil. 10,5 Monate nach der Einmal-Gentherapie waren 95,5 % von ihnen ereignisfrei. Dies war bei einem natürlichen Krankheitsverlauf noch nie beobachtet worden. Ein Ereignis war definiert als Tod oder permanente Beatmung. 81,1 % der Kinder benötigten im Alter von 18 Monaten keine Beatmungsunterstützung. Bereits einen Monat nach der Behandlung war der CHOP-INTEND-Score, mit dem Verbesserungen der motorischen Funktion erfasst werden, bei allen Kindern um 6,9 Punkte und nach drei Monaten um 11,7 Punkte gestiegen.

Erstmals wurde in dieser Studie auch die Entwicklung verbindlich als Endpunkt berücksichtigt. Dieser Endpunkt setzte sich zusammen aus den Komponenten konstante, altersgemäße Gewichtszunahme, Füttern ohne Hilfe sowie der Fähigkeit, dünne Flüssigkeiten zu schlucken. Im Alter von 18 Monaten erreichten ihn neun der 22 Kinder (40,9 %).