Im Slum in Nairobi leisten die German Doctors e.V. medizinische Hilfe. Viele Kinder sind unterernährt und dadurch anfällig für Krankheiten. Ein großer Aspekt der Arbeit ist daher das Ernährungsprogramm, im Zuge dessen wurden schon Tausende Essensrationen verteilt. Die COVID-19-Pandemie verschärft das Problem weiter.

Die German Doctors leisten medizinische Hilfe in Entwicklungsländern weltweit und entsenden unentgeltlich arbeitende Ärzte in verschiedene Projekte - unter anderem nach Nairobi, Kenia. Im Mathare Valley, dem zweitgrößten Slum des Landes, wohnen rund 500.000 Menschen in notdürftig errichteten Wellblechhütten auf engstem Raum. Viele Bewohner werden von Magen-Darm-Erkrankungen, HIV oder Tuberkulose geplagt.

Die Kinder trifft es besonders hart. Sie leiden häufig an Infektionen der oberen und unteren Atemwege und des Magen-Darm-Trakts. Auch Hautkrankheiten, Wunden, Verletzungen, Verbrennungen und Knochenbrüche sind keine Seltenheit. Umso wichtiger ist die Arbeit der German Doctors vor Ort: In der von der Hilfsorganisation geführten Ambulanz "Baraka" versorgen sie kleine und große Patienten. Neben den deutschen Ärzten arbeiten hier auch über 80 einheimische Mitarbeiter. "Wir versorgen die Kinder im Baraka Health Center, einer Ambulanz mitten im Slum. Sie bekommen vor Ort Medikamente. Chirurgische Eingriffe sind ebenso möglich wie die Versorgung von Notfällen. Und auch für spezielle Krankheitsbilder wie Tuberkulose, HIV oder Sichelzellanämie gibt es dort eine qualifizierte Betreuung", sagt die Kinderärztin Dr. Ayesha Sattar, die erst kürzlich in Nairobi war.

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© MiroMay

Die Mangelernährung im Slum macht die Kinder anfällig für Infekte.

Mehr unterernährte Kinder während der Pandemie

Ein großes Problem im Slum ist die Mangel- und Fehlernährung der Kinder. Die Kleinen sind dadurch besonders anfällig für Infektionskrankheiten. Die Eltern bemerken die Unterernährung oft nicht und kommen in die Ambulanz, weil ihr Kind hustet, über Ohrenschmerzen klagt oder Fieber hat. Die Mitarbeiter überweisen die Patienten dann ins benachbarte Ernährungszentrum, wo sie hochkalorische Nahrung bekommen. Täglich päppeln die Mitarbeiter dort rund 400 Kinder auf. Außerdem bieten die German Doctors Schulungen für Mütter und chronisch kranke Patienten an. Es gibt auch eine HIV-Klinik, in der 3.000 Patienten betreut und mit Medikamenten versorgt werden.

Die COVID-19-Pandemie verschärft die sowieso schon prekäre Situation der Slumbewohner noch weiter. So mussten Kurzzeitärzte im März 2020 nach Hause geholt werden. Dennoch schafften es die einheimischen Mitarbeiter, die Patienten weiter zu betreuen, und die Ambulanz blieb offen. Auch chronisch Kranke und HIV-Patienten konnten weiter mit Medikamenten versorgt werden. Die German Doctors etablierten Hygieneschulungen und leisteten Aufklärungsarbeit über das Coronavirus. Wasserbehälter und Desinfektionsspender wurden im Einzugsgebiet der Slum-Ambulanz aufgestellt, Schutzkleidung an das Personal und Masken an die Patienten verteilt. Das bewirkte auch einen deutlichen Rückgang bei den Magen-Darm-Infekten.

Auch stieg die Zahl an schwangeren Teenagern während der Pandemie - allein in Nairobi gibt es fast 5.000 schwangere Mädchen, davon sind 500 zwischen zehn und 14 Jahren alt.

Am stärksten waren die Auswirkungen der Pandemie aber im Ernährungsprogramm spürbar. Viele Menschen verloren ihren Arbeitsplatz und hatten kein Einkommen mehr. Gerade bei Kindern stellten die Ärzte häufiger eine Unterernährung fest als vor der Pandemie. Der Bedarf an Nahrungsmittelverteilungen und der Ausgabe von gekochtem Essen stieg massiv und so weitete der Verein das Ernährungsprogramm aus. Seit Beginn der Pandemie wurden mit Hilfe der German Doctors Nahrungsmittelpakete an rund 1.800 Familien verteilt und rund 700 von akutem Hunger bedrohte Menschen erhalten jeden Tag zwei warme Mahlzeiten.

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© MiroMay

Viele Kinder in Nairobi sind unterernährt und müssen von den German Doctors aufgepäppelt werden.

Einsätze sind wieder möglich

Das vergangene Jahr stellte für die einheimischen Mitarbeitenden eine große Arbeitsbelastung dar. Sie arbeiteten bei hohen Patientenzahlen mit nur einer Ärztin, die von den Clinical Officers unterstützt wurde, und mussten dazu noch die Hygienevorschriften zur COVID-19-Prävention erarbeiten und umsetzen. Seit Anfang Januar können die German Doctors aber wieder wie üblich vier ehrenamtliche Kurzzeitärzte nach Kenia entsenden. "Sofort nach meiner Ankunft lag mein Schreibtisch voll mit Patientenakten", erinnert sich Agnieszka Czaplinska, Pädiaterin aus Hamburg, die im Januar zum ersten Mal einen ehrenamtlichen Einsatz als German Doctor leistet. "Unter den Patienten, die vorstellig wurden, waren sehr viele kleine Kinder, meistens unter zwei Jahre alt, die schon über mehrere Wochen Symptome hatten." Die Eltern warten meist sehr lange, bis sie einen Arzt aufsuchen. Teilweise müssen sie erst das Geld, beispielsweise für den Transport, zusammensparen.