Für Patienten mit tuberöser Sklerose (TSC) und Epilepsie steht als adjuvante Therapie jetzt ein Cannabidiol (CBD)-Präparat als orale Lösung zur Verfügung, das Kindern ab zwei Jahren verabreicht werden kann. An der entsprechenden doppelblinden, placebokontrollierten Phase-III-Studie nahmen 224 TSC-Patienten mit therapieresistenter Epilepsie teil [Thiele EA et al. JAMA Neurol 2021;78:285-92]. Nach Auftitration über vier Wochen erhielten sie über zwölf Wochen entweder orales CBD (Epidyolex®) in einer Tagesdosis von 25 oder 50 mg/kg Körpergewicht - aufgeteilt auf zwei Tagesdosen - oder Placebo.

figure 1

© Tinnakorn Jorruang / Getty Images / iStock

CBD kann bei tuberöser Sklerose helfen, selbst wenn andere Mittel versagt haben.

Die Teilnehmer waren im Median elf Jahre alt. Mehr als die Hälfte war bereits mit drei oder mehr Antikonvulsiva vorbehandelt - Professor Adam Strzelczyk vom Epilepsiezentrum Frankfurt Rhein-Main erklärte auf einer Pressekonferenz von GW Pharmaceuticals: "Eigentlich eine therapeutische Bankrotterklärung."

Unter Add-on-Therapie mit 25 mg/kg/Tag CBD ging die Anfallshäufigkeit um 49 % zurück, unter Placebo nur um 27 %. Dies entsprach einer signifikanten, relativen Reduktion von 30 % gegenüber Placebo. In Kombination mit Clobazam traten aufgrund der gegenseitigen Wirkverstärkung sogar 61 % weniger Anfälle auf als zuvor.

Bei 16 % der Patienten unter CBD 25 mg/kg/Tag ging die Anfallshäufigkeit um mehr als 75 % zurück. Unter Placebo war das gar nicht der Fall. Nach 16 Wochen Behandlung gaben mit 69 % unter CBD 25 mg/kg/Tag gegenüber 39 % unter Placebo signifikant mehr Patienten und deren Pflegende eine Verbesserung des Gesamtzustands anhand des Global Impression of Change-Scores an.

Neue Sicherheitssignale gegenüber früheren Studien bei anderen hereditären Epilepsien - das CBD-Präparat ist bereits bei Lennox-Gastaut- und Dravet-Syndrom zugelassen - ergaben sich nicht; 88 % der Nebenwirkungen waren leicht bis mittelschwer. Am häufigsten waren Diarrhö, Somnolenz, Appetitminderung und Transaminasenanstieg. Zwar war die Wirksamkeit beider CBD-Dosen vergleichbar, jedoch hatte die 25 mg/kg/Tag-Dosis ein besseres Sicherheits-und Verträglichkeitsprofil, weshalb diese nun auch die empfohlene Dosis ist.

Bei TSC entwickeln sich aufgrund eines Gendefekts multiple Hamartome in nahezu allen Organen. Die Hirnbeteiligung ist besonders problematisch. Die Erkrankung manifestiert sich oft schon im ersten Lebensjahr. 85 % der Betroffenen bekommen eine Epilepsie, die sich bei mehr als 60 % als therapierefraktär erweist, also trotz zweier adäquater medikamentöser Behandlungsversuche keine Anfallsfreiheit erreicht.

Pressekonferenz "Epidyolex® (Cannabidiol) als neue Option bei tuberöser Sklerose (TSC)", 27.5.2021; Veranstalter: GW Pharmaceuticals