Für die schnelle Ersthilfe bei schwerer Hypoglykämie gibt es seit Kurzem ein Glukagon-haltiges Nasenspray (Baqsimi®), das ebenso effektiv ist wie intramuskulär applizierbare Glukagon-Präparate, aber einfacher zu verabreichen.

"Wir sind froh, dass es jetzt diese Alternative gibt", sagte PD Dr. Thomas Kapellen, Chefarzt an der MEDIAN Kinderklinik "Am Nikolausholz" in Naumburg, auf einem von Lilly veranstaltetem Symposium auf dem Diabetes-Kongress. Denn die Handhabung des bisher verfügbaren i. m.-Glukagons ist komplex und umfasst mehrere Schritte. Egal ob geschult oder nicht - Betreuer von Typ-1-Diabetikern kommen einer Studie zufolge in der Stress-Situation schlecht damit zurecht [Yale JF et al. Diabetes Technol Ther 2017;19;423-32]. Kaum einer injizierte eine vollständige Dosis. Viele verzichteten sogar ganz auf die Applikation und riefen stattdessen den Rettungsdienst, berichtete der Diabetologe. Das nasale Glukagon verabreichten hingegen über 90 % korrekt.

Das Spray enthält 3 mg Glukagon im Nasenpulver für den einmaligen Gebrauch und ist zugelassen für Diabetiker ab vier Jahren. Es kann gut mitgeführt und bei Temperaturen bis 30 °C aufbewahrt werden. Die Anwendung setze keine aktive Inhalation voraus und sei auch bei verschnupfter Nase erfolgreich, so Kapellen. Kopfschmerzen sowie Schleimhautreizung können als Nebenwirkung auftreten. Wie beim i. m.-Glukagon muss man sich meist 8-10 Minuten in Geduld üben, bis der unterzuckerte und weggetretene Patient wieder wach wird.

Eine schwere Hypoglykämie liegt vor, wenn der Patient auf fremde Hilfe angewiesen ist. Heute komme es zu circa fünf schweren und zwei komatösen Unterzuckerungen pro 100 Patientenjahre bei pädiatrischen Diabetikern, was insbesondere für die Eltern kleiner Kinder sehr belastend ist, so Kapellen.

Symposium "Erfolgsgeschichte Insulin - Wo stehen wir heute?", virtueller Diabetes Kongress der Dt. Gesellschaft für Diabetologie, 12.5.2021; Veranstalter: Lilly