Mit Beginn der Pubertät ändert sich vieles, unter anderem auch der Schlaf-Wach-Rhythmus. Das macht das alltägliche frühmorgendliche Aufstehen entgegen der biologischen inneren Uhr für viele Jugendliche zur Tortur und ist offenbar auch der Gesundheit nicht zuträglich, wie eine Untersuchung an jugendlichen Migränepatienten nahelegt.

Wie wichtig die Lebensstilfaktoren bei Kindern und Jugendlichen für das Migränemanagement sind, lässt sich unter anderem in der 2019 von der American Academy of Neurology und American Headache Society veröffentlichten Leitlinie zur Migräneprävention bei Kindern und Jugendlichen nachlesen. Zu diesen modifizierbaren Faktoren zählt unter anderem auch der Schlaf, der bei Teenagern acht bis zehn Stunden pro Nacht nicht unterschreiten sollte. Da sich die Chronobiologie mit Eintritt der Pubertät verändert, kommen jedoch bei einem Schulstart um 8 Uhr nur noch die wenigsten Jugendlichen auf eine adäquate Schlafdauer. Daher werden zunehmend Forderungen laut, in weiterführenden Schulen mit dem Unterricht nicht vor 8:30 Uhr zu beginnen.

Nachdruck bekommt dieses Ansinnen von einer kürzlich erschienenen US-amerikanischen Studie. Darin haben Mediziner aus San Francisco nach einem Zusammenhang zwischen Schulbeginn und Migränehäufigkeit bei High-School-Schülern gesucht. Die Mediziner nutzten soziale Medien, um jugendliche Migränepatienten ab 14 Jahre für die Studie zu gewinnen, wobei das Ziel der Untersuchung für die Teilnehmer nicht ersichtlich war. In die Auswertung flossen die Angaben von 503 Schülern mit einem Unterrichtsbeginn nach 8:30 Uhr sowie von 509 Schülern mit einem Unterrichtsbeginn vor 8:30 Uhr ein.

Weniger Schlaf, mehr Kopfschmerzepisoden

Der frühere Schulbeginn kostete die Schüler im Durchschnitt eine Stunde Schlaf. Die frühe Gruppe kam auf durchschnittlich 6,9 Stunden Schlaf pro Nacht, die späte auf durchschnittlich 7,9 Stunden. Am Wochenende hingegen schliefen die Schüler beider Gruppen mit rund 10 Stunden ähnlich lang. Die während der Schulwoche kürzere Schlafdauer war mit mehr Kopfschmerzepisoden assoziiert: Schüler mit frühem Unterrichtsbeginn gaben median 7,7 Kopfschmerztage pro Monat an, Schüler mit späterem Unterrichtsbeginn median 4,8 Tage pro Monat. Der Unterschied blieb auch bei Einbeziehung anderer Migräne beeinflussender Faktoren bestehen, etwa Alter, Geschlecht, akuter sowie präventiver Medikation und Hausaufgabenpensum.

Jugendliche Migränepatienten, deren Schule sich in Bezug auf den Unterrichtsbeginn an den Empfehlungen der American Academy of Pediatrics orientierte, gaben im Durchschnitt weniger Migräneepisoden an als Jugendliche, deren Unterricht früher am Morgen startete, so das Resümee der Studienautoren. Obwohl das Studiendesign keine Rückschlüsse auf eine Kausalität zulässt, gehen die US-amerikanischen Forscher davon aus, dass ein späterer Unterrichtsbeginn die Kopfschmerzhäufigkeit bei Jugendlichen mit Migräne reduzieren könnte.

Basierend auf: Gelfand AA et al. Later high school start time is associated with lower migraine frequency in adolescents. Headache 2020; doi: 10.1111/head.14016