Auf einer digitalen Pressekonferenz von Bavarian Nordic ging Oberfeldarzt PD Dr. Gerhard Dobler, Leiter des Nationalen Konsiliarlabors für Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München auf die Ursachen der Verdreifachung der FSME-Fälle in den letzten Jahren ein.

Die von Zecken übertragene FSME führt nach einer Inkubationszeit von 2-28 Tagen (meist 7-14 Tage) zu ersten grippeartigen Beschwerden, an die sich ein symptomfreies Intervall von 1-20 Tagen anschließt. Bei etwa einem Drittel der Befallenen erreicht die Infektion anschließend das ZNS und führt zu der charakteristischen hochfiebrigen Meningoenzephalitis. Rund 10 % der Erkrankten leiden nach deren Abklingen an neurologischen und neuropsychiatrischen Residuen.

Weiterhin existiere, so Dobler, keine spezifische Behandlung gegen die FSME. Expositions- und Impfprophylaxe blieben daher die wichtigsten Maßnahmen im Kampf gegen die Krankheit. Allerdings bestehe auch für die FSME mit dem Impfstoff Encepur® von Bavarian Nordic ein beschleunigtes Impfregime, das bereits nach drei Wochen eine Immunität im Körper hervorrufe.

Die Zunahme der FSME-Fälle in den letzten Jahren schrieb Dobler vermehrter Exposition an Orten zu, die zuvor nicht mit Zecken in Verbindung gebracht worden seien. Die Zecken wichen, wahrscheinlich vor dem Klimawandel, tiefer in die Wälder und in Höhenlagen der Gebirge aus. Damit seien Infektionsregionen entstanden, die zuvor kaum mit FSME in Verbindung gebracht worden wären. Die Zunahme des inländischen Tourismus infolge der COVID-19-Pandemie habe vermehrt zu Expositionen wenig immunisierter und wenig FSME-bewusster Bevölkerungsgruppen geführt. Jetzt sei die richtige Zeit, die FSME-Impfprophylaxe für das Jahr 2021 zu beginnen, damit rechtzeitig zum Frühjahr ein ausreichender Schutz bestehe.

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© G. Stahlbauer / blickwinkel / picture alliance

Der Klimawandel treibt Zecken immer tiefer in den Wald oder höhere Lagen.

Die Tollwut hingegen hat in Deutschland nach der Eliminierung der Wildtier-Tollwut praktisch nur noch für Fernreisende in Risikogebiete eine Bedeutung. Gefahrenregionen liegen insbesondere in Afrika und Asien. Heinz Weidenthaler, Vice President Clinical Strategy bei Bavarian Nordic, wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass sich die Zeit bis zum Erreichen eines aktiven Impfschutzes gegen Rabies trotz notwendiger Dreifach-Immunisierung deutlich verkürzt habe. Da Rabies im Körper eine Inkubationszeit von 20-90 Tagen habe, sei eine aktive Immunisierung auch nach der Exposition möglich und empfehlenswert. So sei mit dem Impfstoff Rabipur® ein Immunschutz bereits nach mindestens 14 Tagen zu erreichen.

Digitale Pressekonferenz "Die Zukunft der Impfstoffversorgung", 24.11.2020; Veranstalter: Bavarian Nordic