Anders als gegen Meningokokken Typ C gehört die Impfung gegen Typ B nicht zum Repertoire der STIKO-Standardimpfempfehlungen. Das und die entsprechend fehlende Kostenerstattung sind offenbar die Hauptgründe, wenn Kinderärzte nicht impfen. Aber sie tun es. Das hat eine Umfrage unter Pädiatern in Deutschland ergeben.

5.227 Mitglieder hat der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) zur Teilnahme eingeladen, etwa 30 % sind dem gefolgt. Sie wurden jeweils in den Jahren 2017, 2018 und 2019 zu ihrem Impfverhalten befragt 1.499 Datensätze waren auswertbar [Köllges R et al. Kinder- und Jugendarzt 2018;49:555-60; Köllges R et al. Kinder- und Jugendarzt 2020;51(8)].

Die Ergebnisse präsentierte Dr. Markus Kirchner, Head of Medical Affairs Vaccines bei GSK, gemeinsam mit Studienleiter Ralph Köllges, Kinderarzt aus Mönchengladbach und Präventionsbeauftragter mit Schwerpunkt Impfen im BVKJ Nordrhein, auf einem von GSK veranstalteten Symposium anlässlich des virtuellen Kongresses der European Society for Paediatric Infectious Diseases (ESPID) 2020.

Während in einer älteren Umfrage aus dem Jahr 2013, als die Impfung in Deutschland zugelassen wurde, 79 % von 3.107 deutschen Kinderärzten angaben, sie Eltern zu empfehlen [Takla A et al. Vaccine 2014;32: 6349-55], berichteten 2017 92 %, 2018 96 % und 2019 98 % der Befragten, die Impfung durchgeführt zu haben. Im Vergleich zu 2017 seien 2019 etwa 50 % mehr Patienten geimpft worden. In fast 30 % der Praxen waren es zuletzt mehr als 50 Patienten.

Dabei fanden sich regionale Unterschiede mit signifikant mehr Impfungen in Ostdeutschland. 80 % der Impfungen erfolgten im ersten Lebensjahr. Als Folge einer Änderung des Impfschemas, das ab dem dritten Lebensmonat nur zwei statt drei Dosen zur Grundimmunisierung fordert, wurde eine Verlagerung der Erstgabe vom zweiten auf den dritten Monat beobachtet.

Als wichtigste Impfhindernisse nannten die Ärzte die fehlende Standardimpfempfehlung und dass entsprechend den Eltern die Kosten nicht erstattet werden - auch wenn einige Kassen dies tun. Aufgrund seiner klinischen Erfahrung sei es für Köllges "sehr hart", dass die STIKO nur indikationsabhängig zur Impfung rät, bei Immundefekten, Ausbrüchen, engem Kontakt mit Infizierten, Laborpersonal und gegebenenfalls bei Reisen [Epid Bull 2020;34].

Zwar seien Meningokokkeninfekte mit zuletzt jährlich 300 - 350 gemeldeten Fällen in Deutschland selten. Aber sie bedrohen Leib und Leben der betroffenen Kinder. Köllges erinnert sich: "Oft hatten wir den Kampf verloren."

Symposium "Experience with MenB vaccination in Germany - results from large survey amongst pediatricians. GSK Vaccine Talks", ESPID 2020, 28.10.2020; Veranstalter: GSK