In klinischen Studien hat sich die Gentherapie Onasemnogen Abeparvovec (Zolgensma®) als wirksam und sicher erwiesen. Aber wie steht es damit unter Praxisbedingungen? Das untersuchten US-amerikanische Forscher in einer Studie mit 21 Patienten mit spinaler Muskelatrophie (SMA) Typ 1, die an vier Kliniken im US-Bundesstaat Ohio zwischen Dezember 2018 und Februar 2020 gentherapeutisch behandelt wurden [Waldrop MA et al. Pediatrics 2020;146(3):e20200729].

In den wöchentlichen Kontrollen wurden die klinischen Ergebnisse und der Verlauf der Laborwerte erfasst. Alle Patienten sprachen auf die Gentherapie an: Gemessen anhand des CHOP-INTEND-Scores erreichten 89 % (n = 17) eine verbesserte motorische Funktion, 70 % sogar um mehr als drei Punkte nach vier Monaten. Bei 11 % (n = 2) stabilisierte sich die Krankheit. Die Laboranalyse ergab, dass jüngere präsymptomatisch behandelte Patienten (≤ 6 Monate) kaum Leberwerterhöhungen aufwiesen. Im Gegensatz dazu zeigten 67 % der älteren Patienten (≥ 8 Monate) nennenswerte Leberwertveränderungen. Bei keinem Kind wurden aber relevante klinische Symptome der Thrombozytopenie oder der Leberwerterhöhung beobachtet.

Von ersten Erfahrungen mit der Gentherapie bei acht vortherapierten Patienten mit SMA Typ 1 (n = 7) beziehungsweise Typ 2 (n = 1) berichtete Dr. Claudia Weiß von der Charité in Berlin auf einem von Novartis veranstalteten virtuellen Symposium anlässlich des DGKJ-Kongresses 2020. "Alle gentherapeutisch behandelte Kinder erzielten signifikante motorische Verbesserungen," erklärte Weiß. Darüber hinaus erreichten sechs von acht Kindern neue motorische Meilensteine, zwei konnten mit Unterstützung stehen, eines sogar mit Hilfe laufen. Zudem verbesserte sich nach der Gentherapie bei drei Patienten die zuvor beeinträchtigte Atmung und bei drei von sechs Kindern die Schluckfähigkeit.

Bei allen Patienten traten unerwünschte klinische Ereignisse (z. B. Fieber, Übelkeit) sowie Laborauffälligkeiten (z. B. Thrombozytopenie, Anstieg der Transaminasen) auf. "Sämtliche Nebenwirkungen waren bei unseren Patienten aber gut zu behandeln", berichtete Weiß.

Virtuelles Symposium "Spinale Muskelatrophie -Herausforderungen bei der Diagnostik und neue Möglichkeiten der Therapie", DGKJ-Kongress, 19.9.2020; Veranstalter: Novartis Gene Therapies (vormals AveXis)