Im Gesundheitswesen steht nicht nur ein Generationswechsel an, sondern auch ein Wertewandel. Jüngere Heilberufler legen mehr Wert auf Familie und Freizeit sowie Digitalisierung, wie eine aktuelle Umfrage zeigt.

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© Robert Kneschke / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodellen)

Einstellung und Selbsteinschätzung der jüngeren und älteren Generation der Heilberufler gehen auseinander. Während sich die ältere Generation eher als karriereorientiert einschätzt, haben bei den jüngeren Heilberuflern Familie und Freizeit mehr Relevanz. Dies folgt aus einer Online-Befragung zum "Generationswechsel Heilberufler", die im Juli und August 2020 von DocCheck Research im Auftrag der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) durchgeführt wurde. Dabei wurden insgesamt 800 Heilberufler zwischen 25 und 70 Jahren befragt, davon jeweils 200 Hausärzte, Fachärzte, Zahnärzte und Apotheker.

"Das Thema brennt, denn der Generationswechsel in Medizin und Pharmazie steht kurz bevor und die Situation wird sich in den nächsten Jahren verschärfen", erklärt Daniel Zehnich, Leiter des Bereichs Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik bei der apoBank und Leiter der Studie.

Stellenwert der Arbeit wird unterschiedlich bewertet

Die Unterschiede sind deutlich: So wird der Stellenwert der Arbeit von 47 % und damit knapp der Hälfte der älteren Heilberufler (ab 50 Jahren) als hoch eingestuft. Bei den jüngeren Heilberuflern (unter 50 Jahren) ist es mit 34 % nur ein Drittel.

Nach den Daten sehen 91 % der älteren Generation die Eigenständigkeit und Selbstbestimmung bei der Arbeit als zentralen Vorteil der Selbstständigkeit im Vergleich zur Anstellung. Auch bei der jüngeren Generation wird dies von 81 % als Vorteil genannt, doch sehen die Jüngeren mehr Vorteile im Raum für die Selbstverwirklichung (52 % versus 45 % bei Älteren) sowie im hohen Einkommen (37 % versus 22 %). Die ältere Generation schätzt dagegen etwas mehr den Vorteil der individuellen Arbeitszeitgestaltung (61 % versus 54 % bei den Jüngeren) sowie die große Verantwortung (25 % versus 15 % bei den Jüngeren).

Jüngere Heilberufler offen für digitale Services

In der jungen Generation beschreiben sich 80 % als digital und zukunftsorientiert, knapp zwei Drittel schätzen sich eher als Teamplayer ein. Für beide Generationen gehört zu den wichtigsten Aspekten in der Behandlung eine vertrauensvolle und enge Beziehung zum Patienten beziehungsweise zum Kunden sowie der Therapieerfolg.

Die Generationsunterschiede werden vor allem deutlich, wenn es um digitale Services geht. Während 72 % der jüngeren Heilberufler dies als relevant ansehen, sehen dies bei den Älteren lediglich 45 %.

Reglementierung wird als Verschlecherung gesehen

Nach den Veränderungen im Gesundheitswesen gefragt, sehen 82 % aller Befragten eine Verbesserung in der Digitalisierung des Gesundheitsmarkts. Die Entwicklungen bei Reglementierung (86 %) und Kommerzialisierung (80 %) werden hingegen mit großer Mehrheit als Verschlechterung empfunden.

Die Ergebnisse dieser Umfrage sollen laut Daniel Zehnich dazu dienen, "Lösungen zu finden, um das System nach den Vorstellungen der jungen Generation zu modifizieren, die Veränderungen aber gleichzeitig so zu gestalten, dass diese auch die ältere Generation mitträgt." Das könne nur gemeinsam in einem generationsübergreifenden Engagement gehen, so der apoBank-Experte. Dazu gehöre auch, bestehende Strukturen und Prozesse infrage zu stellen.