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Höchstkurse, dann der Absturz zu Beginn der Corona-Pandemie mit Wiederaufstieg: Die Börse hält in diesem Jahr viele Überraschungen bereit. Im Interview erläutert Klaus Niedermeier, welche Lehren zu ziehen sind.
Herr Niedermeier, im Januar waren die Börsenexperten noch überwiegend optimistisch, dann kam Corona, es folgten ein Absturz und danach ein Wechselbad der Gefühle. Wo stehen wir heute?
Klaus Niedermeier: Eine Krise solchen Ausmaßes hat Anfang des Jahres sicherlich keiner kommen sehen, auch wenn schon erste Berichte über das Virus kursierten. Als der Shutdown kam und mit ihm der dramatische Einbruch der Wirtschaft, sind die Börsen teilweise in Panik geraten. Die Reaktion der Notenbanken und die Fiskalprogramme hatten dann die Auswirkungen, die wir jetzt sehen, die Stimmung hat sich zum Positiven gewendet.
Bewirken nicht die Konjunkturprogramme letztlich nur ein Strohfeuer?
Niedermeier: Die Frage ist jetzt in der Tat, wie lange die Wirkung der staatlichen Maßnahmen vorhält. Das Kurzarbeitergeld wurde verlängert, die Stützungsmaßnahmen für kleine Unternehmen auch. Dennoch werden wir irgendwann gewisse Bremsspuren sehen, gerade nachdem jetzt die COVID-19-Fallzahlen wieder steigen. An der Börse wird wieder mehr Realismus einkehren, und das wird sich auch auf die Kurse auswirken.
Was erwarten Sie für den Herbst?
Niedermeier: Wir glauben nicht, dass wir einen zweiten Lockdown bekommen werden. Aber es könnte schon sein, dass die Arbeitslosigkeit weiter ansteigt, dass die Auftragslage wegen der höheren Fallzahlen schwächelt. Das Thema SARS-CoV-2 wird uns an der Börse noch einmal einholen - jedenfalls können wir das nicht ausschließen.
Wo sehen Sie denn in dieser Situation am ehesten Chancen für Anleger?
Niedermeier: Die IT-Branche und teilweise auch die Healthcare-Branche haben in der Krise profitiert, und das schlägt sich auch an der Börse nieder. Aber auch nicht jedes IT-Unternehmen, nicht jede Teilbranche ist in dieser Krise auf der Gewinnerseite. Der Dax ist schon wieder fast auf Vorkrisen-Niveau, die US-Indizes stehen sogar leicht drüber. Aber auch hier hat sich durch die Krise einiges verschoben, es gibt Gewinner, aber auch große Verlierer. Wir sehen daher im Augenblick eine gute Zeit für ein aktives Fondsmanagement. Gute Fondsmanager haben jetzt die Möglichkeit, in einem sehr volatilen Markt auf die richtigen Pferde zu setzen. Über die Exchange Traded Funds, die Indexfonds, ist es nur möglich, auf bestimmte Branchen, Länder oder Regionen zu setzen, aber in der Summe kann ein Anleger nicht besser abschneiden als der Gesamtmarkt.
Dauerhaftes Niedrigzinsumfeld, Konjunkturkrise: Sind Banken zurzeit ein Erfolg versprechendes Invest?
Niedermeier: Auch hier heißt es, genau hinzuschauen. Banken mit einem tragfähigen Geschäftsmodell werden sich langfristig am Markt behaupten. Wer hingegen stark in Sektoren investiert, die von Corona betroffen sind, zum Beispiel Tourismus, muss mit Kreditausfällen rechnen. Das wird sich dann auch in den Aktienkursen widerspiegeln.
Wie sieht es bei Immobilien aus? Die scheinen ja weniger gelitten zu haben ...
Niedermeier: Immobilien gehören nach wie vor in ein gut sortiertes Portfolio. Sie haben jetzt in der Krise dazu beigetragen, die Vermögen von Anlegern zu stabilisieren. Auch das eigene Haus oder die eigene Wohnung gehören in diesem Sinne zum Anlagedepot dazu, das wird oft übersehen.
Welche Lehren können Anleger aus der Corona-Krise ziehen? Wer Anfang Februar in Vorahnung der Krise verkauft hätte und zu Beginn des Lockdown wieder eingestiegen wäre, hätte bei Aktien schon mehr als 30 % gewonnen ...
Niedermeier: Tja, wenn das immer so einfach wäre, den richtigen Ausstiegs- und Einstiegszeitpunkt zu finden! Aber es gibt dennoch einige Lehren, die man ziehen kann. Zunächst: Panik ist ein schlechter Berater. Wer nämlich Mitte März aus- und dann im Juni wieder eingestiegen wäre, um den Zug nicht zu verpassen, der hätte direkt seine Verluste realisiert. Wichtig ist es, mit einem längerfristigen Horizont an die Sache heranzugehen. Es zeigt sich immer wieder bei Kursrücksetzern, dass, wer langfristig dabeigeblieben ist, am Ende profitiert. Das war in der Finanzkrise so und auch bei der Krise der New Economy. Der zweite Punkt ist zu diversifizieren, sich breit aufzustellen. Anleger, die in Rentenpapieren engagiert waren, hatten im Frühjahr einen Stabilisierungsanker für ihr Vermögen. Und wir haben zu Jahresanfang auch empfohlen, Gold beizumischen. Durch die Kursrallye beim Gold, trotz der gegenläufigen Entwicklung beim US-Dollar, wären die Verluste am Aktienmarkt teilweise ausgeglichen worden. Nun haben wir beim Gold die größten Steigerungen vermutlich hinter uns. Aber wer sich breit aufstellt, hat am Ende fast immer auch Gewinner mit im Depot.
Das Interview führte Hauke Gerlof.
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Gerlof, H. Lehren und Chancen für Anleger. Pädiatrie 32, 53 (2020). https://doi.org/10.1007/s15014-020-2446-2
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