Erstmals wurde der Verlauf eines schweren Asthma bronchiale vom Kindes- bis zum Jugendalter in einer Longitudinalstudie erfasst. Die Ergebnisse zeigen: Der Hälfte der Kinder geht es mit den Jahren besser.

Für eine multizentrische Studie in den USA zum klinischen Verlauf des Asthmas während der Pubertät wurden 187 Kinder und Jugendliche im Alter von 6-17 Jahren rekrutiert. Der Altersschnitt der 116 Jungen lag bei 11,3 ± 2 Jahren, bei den 71 Mädchen bei 11,8 ± 3,1 Jahren. 59 % der Teilnehmer hatten ein schweres Asthma Grad IV (Symptomatik über sechs Monate pro Jahr, erfolglose Dauertherapie mit hoch dosierten Glukokortikoiden und einer zweiten antiasthmatischen Substanz).

Drei Jahre lang wurde jährlich der klinische Status per Fragebogen, Allergietests und Lungenfunktion erfasst. Es ergab sich eine sukzessive Abnahme der Zahl der Patienten mit einem schweren Asthma bronchiale. Von den ursprünglich Betroffenen erfüllten am Ende der Studie nur noch 51 % die Kriterien (p < 0,001). Ein signifikanter Unterschied zwischen den Geschlechtern bestand nicht. Bei den Patienten, die einen niedrigeren Schweregrad erreichten, hatten sich der Symptom-Score, die Zahl der jährlichen Exazerbationen, die notwendige Medikation sowie die Zahl der Krankenhausaufenthalte und die Schulfehltage verbessert, nicht aber die verschiedenen Parameter der Lungenfunktion. Eine hohe Zahl an eosinophilen Granulozyten (≥ 436 Zellen/μl) bei der Eingangsuntersuchung war ein statistisch signifikanter Marker für eine spätere Besserung des Asthmas.

Ross KR, Gupta R, DeBoer MD et al. Severe asthma during childhood and adolescence: a longitudinal study. J Allergy Clin Immunol 2020;145:140-6.e9

Kommentar

Die Studie zeigt, dass 50 % der Kinder mit schwerem Asthma dieses im Laufe der Pubertät wieder verlieren. Ein Geschlechtsunterschied bestand hier nicht. Dies widerspricht der Literatur, derzufolge Jungen häufiger Asthma haben als Mädchen, Männer aber seltener als Frauen. Eine Erklärung dafür kann die Studie nicht liefern. Eine Eosinophilie im Blut ist ein prädiktiver Faktor für den Verlust eines schweren Asthmas in der Pubertät, nicht aber eine schlechte Lungenfunktion oder eine Adipositas. Andererseits behalten 50 % auch über die Pubertät hinaus den höchsten Asthmaschweregrad. Es wird interessant sein, den Verlauf der beiden Gruppen bis in das Erwachsenenalter weiterzuverfolgen.