Im Mai 2019 kamen Praktiker und Wissenschaftler auf Einladung des Forschungsdepartment Kinderernährung (FKE) der Universitätskinderklinik Bochum zur Tagung „Kinderernährung im Fokus: Wissensstand und Herausforderungen“ zusammen. Wir haben einen Überblick der Vorträge für Sie zusammengestellt.

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Kinder sollen zu einer gesunden Ernährung motiviert werden.

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Die Tagung eröffnete mit einem Vortrag über die Entwicklung und Leistungsfähigkeit von Nährstoffreferenzwerten. Prof. Dr. Hildegard Przyrembel, Kinderärztin und langjährige Direktorin am Bundesinstitut für Risikobewertung, zeigte am Beispiel der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit auf, wie Nährstoffreferenzwerte entwickelt werden und was diese Empfehlungen für eine sichere Nährstoffversorgung leisten können. Anschließend demonstrierte Prof. Dr. Mathilde Kersting, Leiterin des FKE-Bochum, am Beispiel der FKE-Konzepte (Ernährungsplan für das 1. Lebensjahr, optimierte Mischkost), wie Nährstoffreferenzwerte maßgeschneidert in die Praxis umgesetzt werden können.

Wie viel Flexibilität in der Kinderernährung ist in der Praxis möglich oder notwendig? Am Beispiel vegetarischer Kostformen erläuterte PD Dr. Hermann Kalhoff, stellvertretender Leiter der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Dortmund, das erhöhte Risiko für Nährstoffdefizite bei selbst gewählten restriktiven Kostformen und betonte die Notwendigkeit zu individueller Beratung und Betreuung. PD Dr. Anjona Schmidt-Choudhury, Oberärztin und Leiterin der Abteilung Pädiatrische Gastroenterologie & Hepatologie der Universitätskinderklinik Bochum, berichtete anschließend über besondere Herausforderungen in der Ernährung, Versorung und Betreuung von behinderten Kindern.

Der zweite Themenblock startete mit Vorträgen von Mitarbeitern des Forschungsdepartment Kinderernährung. Dr. Kathrin Jansen, stellvertretende Leiterin des FKE-Bochum, gab einen Überblick der Forschungsaktivitäten und stellte dabei unter anderem die Nationale Stillstudie SuSe II und die CogniDo-Studienreihe zu Ernährung und Kognition vor. Anschließend präsentierten Alina Drozdowska, Beatrice Hanusch und Michel Schulz neue Befunde und experimentelle Ansätze aus dem FKE zu körperlicher Aktivität und Kognition, Ernährung/Knochengesundheit und zur möglichen Rolle des knochenspezifischen Proteins Osteocalcin im zentralen Nervensystem.

Die Zukunft der Kinderernährung

Die Bedeutung pränataler Programmierung für die spätere Gewichtsentwicklung und Kindergesundheit stellte Prof. Dr. Regina Ensenauer vor, Kinderärztin und Leiterin des neuen Instituts für Kinderernährung am Max-Rubner-Institut in Karlsruhe. Mit seinem Vortrag zu Kinderernährung und Ernährungsmedizin weitete der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin, PD Dr. Frank Jochum, den Blick auf die Frage nach einer gesunden Ernährung für gesunde und für kranke Kinder.

Wie können Kinder zu einer gesunden Ernährung motiviert werden? Die Entwicklung des menschlichen Entscheidungsverhaltens im Kontext von Ernährung und Nahrungswahl war Thema des Vortrags von Ilinca Serbanescu, Psychologin am „Center for Economics and Neuroscience“ der Universität Bonn. Anschließend demonstrierte Dr. Heidrun Thaiss, Kinderärztin und Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, den wichtigen Beitrag öffentlich geförderter Institutionen zur Information über gesunde Ernährung und für den multimodalen Transfer von Wissen in die Bevölkerung.

Prävention und Gesundheit

Wie können die Möglichkeiten einer gesunden Kinderernährung möglichst gut umgesetzt und auch langfristig präventiv genutzt werden? Darum ging es in einer Podiumsdiskussion mit Experten, darunter Jutta Vogel-Kirklies, Kinderärztin beim Medizinischen Dienst der Krankenversicherung Niedersachsen, und Dr. rer. pol. Diana Sonntag, Leiterin des Querschnittsbereichs Gesundheitsökonomie der Universität Heidelberg.

Es bestand Einigkeit, dass sektorübergreifende Kooperation und Kommunikation den notwendigen Transfer von Wissen über gesunde Kinderernährung in die Familien erleichtert. Die Bedeutung ernährungsmedizinischer Kenntnisse für die Gesundheit muss verstärkt in der Gesellschaft, Politik und den assoziierten Berufsgruppen bekannt gemacht werden.