_ Kindernotfälle sind für Rettungsteams aufgrund ihrer Seltenheit und oftmals manuellen und zugleich psychischen Herausforderungen gefürchtet. Gut aufbereitetes Wissen und praktisches Training sind die Wegbereiter für erfolgreiches Handeln im Ernstfall. Bereits 2009 erschien die erste Auflage der „Kindernotfälle“. Dieses Buch ist in der nun vorliegenden 2. Auflage weiter im üblichen Memorix-Stil verfasst und bietet als Ergänzung zum großen Bruder „Notfallmedizin“ anschauliche Informationen. Zudem wird der Inhalt dieses Buches ohne weitere Kosten digital in der Wissensplattform eRef mit persönlichem Zugangscode zur Verfügung gestellt. Mittels der kostenlosen eRef-App sind zahlreiche „essentials“ auch offline immer nutzbar.

Das Buch ist dreigeteilt: Nach den allgemeinen und erweiterten Notfallmaßnahmen folgt ein großer Abschnitt, der „vom Symptom zur Diagnose“ Erläuterungen von Notfällen in alphabetischer Reihenfolge sowie bei vorerkrankten Kindern beinhaltet; dabei dürfen auch Recht und Patientensicherheit sowie Kindesmisshandlung nicht fehlen. Im dritten Teil folgen auf knapp 40 Seiten die entscheidenden Notfallmedikamente.

Toll ist die Darstellung der intranasalen Medikamentengabe, der „Vorsicht“-Kasten bei Herzrhythmusstörungen, der Trauma-Abschnitt, die Kapitel Elektro- und Ertrinkungsunfall, die umfangreiche und trotzdem sehr übersichtliche Medikamentenliste und das Kapitel Geburt im Rettungsdienst. Allerdings ist der Algorithmus zur Neugeborenenreanimation auf Seite 94 schlicht falsch. Unverständlich ist noch so einiges: Etwa, dass dem Pulstasten für die Kreislaufbeurteilung entgegen den gültigen ERC-Leitlinien ein so breiter Raum gewährt wird. Es fehlt auch die praktisch wichtige Notfallbraunüle in die periphere Umbilikalvene („fast-cath“) als Alternative zum Nabelvenenkatheter, mit dem Rettungsteams im Alltag ja kaum praktisch umgehen werden. Außerdem fehlt die Erwähnung der 2-Helfer-Masken-Beatmung und irritierend ist zudem, dass dem fehlerbelasteten Thema Larynxtubus überhaupt Raum gewährt wird — die Larynxmaske ist längst State of the Art in der Pädiatrie (wird sogar ansatzweise erwähnt) — und auch eine Abbildung zur Handhaltung der Knochennadel ist fehlerhaft. Auch „Profis“ dürfen/sollen bei der Anaphylaxie Adrenalin primär i.m. geben. Und warum immer dieses Ringer-Laktat als Volumenersatz? Insgesamt ist das Buch trotzdem ein gelungener Wurf der beiden Autoren, die primär aus der Inneren Medizin und Anästhesie stammen — vielleicht würde jedoch an der einen oder anderen Stelle die Expertise eines Kinderarztes durchaus von Nutzen sein.

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Sönke Müller, Matthias Thöns

Memorix Kindernotfälle

Thieme, Stuttgart 2018/19

ISBN: 9783132411166

49,99 €