figure 1

Dr. med. Thomas Hoppen, Koblenz

Die Literaturrecherche der Autoren fand keine Veröffentlichung, die die Vielzahl verschiedener radiografisch nachweisbarer Formen von pharyngealen und ösophagealen Verletzungen durch fehlpositionierte Magensonden bei Neugeborenen umfassend wiedergab. Hiervon motiviert stellten sie sieben Fälle der vergangenen 10 Jahre aus ihrer Institution, dem Albert Einstein College of Medicine in New York, zusammen. Typ 1: posteriore pharyngeale Ruptur mit Pneumomediastinum; Typ 2: unkomplizierte Fehllage in der Trachea; Typ 3: Ösophagusruptur mit rechtsseitigem Pneumothorax (Abb. 1), (Sonderform: Ösophagusatresie). Die klinischen Zeichen waren bei Typ 1–3 jeweils unspezifisch. Die Diagnosen wurden auf der Grundlage von Röntgenuntersuchungen gestellt, die primär anderen klinischen Indikationen dienen sollten, wie etwa der Kontrolle einer korrekten endotrachealen Tubuslage.

Abb. 1
figure 2

Ösophagusruptur mit Penetration in den rechten Pleuraspalte bei einem Frühgeborenen der 25. SSW. Die Röntgenaufnahme des Thorax (a) zeigt eine Sondenfehllage (dicke Pfeilspitze) und einen rechtsseitigen Pneumothorax (Pfeile). Eine Kontrollaufnahme (b) gibt die Sondenfehllage im rechten Pleuraraum deutlich wieder (Pfeile). Der Pneumothorax hat sich vergrößert und der Beatmungstubus endet nun auf der Carina. Der NVK ist im Bereich der rechten V. brachiocephalica fehlpositioniert (dicke Pfeilspitze). Ein korrekt liegender NAK ist ebenfalls sichtbar („hohe Lage“).

© Pediatr Radiol 2018;48:1806–13

Kommentar

Der normale Verlauf einer Magensonde auf einem symmetrisch eingestellten Röntgenthorax ist entlang der Mitte der linken Seite der Wirbelsäule und der Luftröhre und nach Zwerchfellpassage mit Biegung nach links zum Magen. Während eine endotracheale Intubation unter direkter oder indirekter laryngoskopischer Sicht erfolgt, ist die Anlage einer Magensonde eine „blinde“ Intervention. Meist werden weder die dabei erforderliche Zeitdauer der Einführung, eventuell beobachtete Hindernisse und Widerstände, noch die Anzahl der Versuche in der Patientenkurve dokumentiert. Eine Verzögerung der Diagnose einer Sondenfehllage kann jedoch zu einer erhöhten Morbidität und Mortalität führen. Da orale Magensonden häufig ersetzt werden müssen, ist es besonders suspekt, wenn eine Sonde, die auf vorherigen Röntgenaufnahmen eine normale Positionierung zeigte, plötzlich nicht mehr in den Magen gelangt. Eine sorgfältige Prüfung auf mögliche Luftlecks sollte dann umgehend erfolgen.

Die rasche Kommunikation zwischen Neonatologen und Radiologen ist von wesentlicher Bedeutung, da traumatische Insertion oder Resistenzen während des Einbringens einer orogastralen Sonde Risikofaktoren für mögliche Verletzungen sind. Der Stellenwert der bettseitigen Sonografie wird von den Autoren leider nicht diskutiert. Erfreulicherweise gestaltet sich die Behandlung dieser Verletzungen jedoch meist konservativ und in der Mehrzahl der Fälle mit günstigen Ergebnissen.